Nachdem sich die ersten Tage im Allgäu im Oktober 2020 eher durch schlechtes Wetter auszeichneten, kam immerhin zum Ende hin die Sonne heraus.
Der Morgen begann wieder einmal in Stein im Allgäu, nachdem der erste Tag ins Wasser gefallen war. Wie im ersten Teil versprochen hier nun also der morgendliche Eurocity in die Schweiz.
Auch der alex erschien wieder auf der Bildfläche, Zuglok war 223 001.
Nach der morgendlichen „Rushhour“ fuhren wir dieses Mal zum Großen Alpsee, wo sich zwei Triebwagen der Baureihe 612 auf dem Weg nach Lindau in die Kurve legen.
Auch hier hatten wir es wieder auf ein Großdieselgespann abgesehen, allerdings blieben beide 218er am EC 191 aufgrund der großen Entfernung unbekannt.
Eine 180-Grad-Wende später erschienen wir kurz hinter Martinszell. Wer sich im Allgäu auskennt oder nun eine Karte neben diesen Beitrag legt, wird sehen, dass der Weg von Stein über den Großen Alpsee nach Martinszell energetisch nicht ganz sinnvoll ist. Aber was macht man nicht für ein paar alte Ladys am Intercity? Die Bespannung hatte sich nicht geändert, 218 484 und 218 491 waren nach wie vor im Umlauf und auch am 14. Oktober 2020 mit dem IC 2013 auf dem Weg nach Stuttgart Hbf.
Kurze Zeit später folgte ein Eurorunner mit dem alex nach München, der sich hier ebenfalls gut umsetzen lässt. Als der alex im Jahr 2007 die Linie von DB Regio übernommen hat, löste er den Nachfolger des Interregio zwischen München und Lindau ab. DB Regio Bayern hatte zuvor eine Vierfachtraktion Regioswinger eingesetzt, mit dem türkisen Zug kehrten die lokbespannten Züge zurück. 13 Jahre später wiederholte sich das Spiel, aus dem lokbespannten alex wurden wieder vier Regioswinger – so will es die Bayrische Eisenbahngesellschaft (BEG).
Die Realität sieht anders aus, aufgrund von anhaltenden Problemen mit den Pesa LINK hat das Bw Kempten massiven Fahrzeugmangel, sodass die Linie mit nur zwei Triebwagen bedient wird – wenn nicht sogar nur ein einzelner erscheint. Die Fahrgäste dürften ob des deutlich geschrumpften Platzangebots nicht sehr erfreut sein.
Auch Ratholz war einen zweiten Versuch wert, nach der Tour vom Großen Alpsee nach Martinszell nun eine erneute Wende. Wie bereits erwähnt: energetisch sinnvoll ist anders. Aber kurz vor seinem Ende scheut man weder Kosten noch Mühen für den alex oder die lokbespannten Eurocitys – da nimmt man mal den einen oder anderen Umweg in Kauf.
Zwar nicht vom Aussterben bedroht sind die Triebwagen der Baureihe 612, als Nordlicht sind sie aber die totalen Exoten. Und wenn sie sich dann noch so schön in die Kurve legen, nimmt man sie doch gerne mal mit.
Der mittägliche Eurocity war an diesem Tag von nur einer 218 bespannt. Laut dröhnend und mit etwas Verspätung legt sich 218 418 mit ihrem Zug in die Kurve. Sehr schön zu sehen ist die etwas unübliche Wagenreihung. Fuhren vor einigen Jahren noch acht Wagen auf dieser Linie, sind es nun nur noch sechs – zwei Wagen der ersten Klasse, ein Speisewagen und nur drei Wagen zweiter Klasse. Normalerweise überwiegt letztere deutlich in allen Zügen.
Ein Stückchen weiter südlich probierten wir eine neue Stelle in Oberstaufen aus – wieder für einen Eurocity. Leider hatte der Zug rund 25 Minuten Verspätung, sodass auf der Geraden kein Licht mehr war und wir die Loks sehr weit herausfahren lassen mussten. Etwas unglücklich aber immerhin in herbstlicher Umgebung präsentieren sich so 218 428 und 218 498 am EC 195.
Wenn schon Odyssee, dann aber richtig? So oder so ähnlich müssen wir es uns gedacht haben, denn von Oberstaufen fuhren wir an eine Stelle östlich von Kempten, angeblich die einzige Stelle in der Region, wo sich der RE 57592 zu dieser Zeit mit Sonne umsetzen lassen sollte.
Zuvor begegnete uns aber ein RE in Richtung Osten, zwei 612er glänzen in der Seitenansicht im Abendlicht.
Besagter RE 57592 war der abendliche Verstärker von München nach Kempten Hbf, bestehend aus sechs Doppelstockwagen im Sandwich von zwei Loks der Baureihe 218, an diesem Tag mit der Kemptener 218 446 voraus. Die Lok wurde 2019 neu lackiert und verkehrt seitdem im historischen ozeanblau/beige. Leider hatte der Zug zwei Minuten Verspätung, sodass die Sonne zwar nicht hinter einem Berggipfel, wohl aber hinter der direkt darüber schwebenden Wolke verschwunden war.
Sehr schade um das Foto, zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 verschwanden die lokbespannten Züge aus dem Regionalverkehr im Allgäu. Noch haben die Dieselomas allerdings nicht ausgedient, das Betriebswerk Kempten hat die Intercitys nach Oberstdorf vom Betriebswerk Ulm übernommen.
Aus der Gegenrichtung hatte sich unterdessen bereits ein weiteres Highlight angekündigt. Im vorletzten Jahr gab es des Öfteren Überführungen von RailAdventure nach Schweden, die erste ausgerechnet an meinem letzten Tag im Allgäu. Einen Vollsprint später dröhnte 218 414 wenige Sekunden nach dem RE 57592 mit einem Mälartåg, zwei Schutzwagen und einer Lok der Baureihe 111 vorbei.
Damit endete mein Urlaub im Allgäu, trotz einiger Probleme mit schlechtem Wetter hat es sich durchaus gelohnt. Viele Bilder sind mittlerweile historisch, ein weiteres Dieselparadies ist nun fast vollständig auf Triebwagen umgestellt.
Beitrag veröffentlicht im Januar 2022.