Abschied von der 99 5906, Teil 2

Wie bereits am Vortag wurde die Mallet 99 5906 nochmals regulär vor Zügen der Selketalbahn eingesetzt – am zweiten Tag des Sonderfahrplans allerdings im anderen Umlauf, sodass sich nochmals andere Motive als am Vortag ergaben. Erneut ging es kreuz und quer durch das Selketal.

Der Morgen begann mit einem Bild am Bergsee bei Güntersberge, dieses Mal mit etwas Sonnenlicht! Gestern hätte der Mallet-Zug hier auch Frontlicht gehabt – aber leider spielte das Wetter ja nicht mit…

Nach einem kleinen Spaziergang zurück zum Auto fuhren wir nach Stiege, von wo aus der Dampfzug zusammen mit dem Triebwagen bis Eisfelder Talmühle fahren sollte – so stand es jedenfalls im Fahrplan. Die versammelten Fotografen rätselten, wie das wohl aussehen mag. Die Antwort: Der Triebwagen fuhr zur Planzeit, und der Dampfzug fuhr einfach hinterher. Dank einer Fahrt durch die Wendeschleife in Stiege fuhr der Dampfzug weiter Rauchkammer voraus in Richtung Eisfelder Talmühle.

Die Rückfahrt von dort sollte am Hp Birkenmoor bildlich festgehalten werden. Wie bereits am Vortag spielte das Wetter nicht ganz mit und es zog sich passend zur Einfahrt der 99 5906 zu.

Wie bereits am Vortag wurde der Dampfzug unterwegs überholt, der nächste Wolkenschaden wurde in der Einfahrt von Straßberg mitgenommen.

Der Buschfunk vermeldete, dass auch der Triebwagen T1, 187 001, über die Selketalbahn fahren würde. So bezogen wir auf der anderen Seite des Bahnhofs Straßberg Stellung.

Klein und handlich: Der T1 aus dem Jahr 1933. Er wurde für die Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn (GHE) von der Waggonfabrik Dessau gebaut, um schwach ausgelastete Dampfzüge ersetzen zu können.

Im Bahnhof Silberhütte wurde mit einem Neubautriebwagen gekreuzt.

Vor der Einfahrt in den Bahnhof Alexisbad entstand ein weiteres Bild. Die Selketalbahn wurde nach dem zweiten Weltkrieg fast vollständig demontiert, die Fahrzeuge als Reparationsleistungen an die Sowjetunion abgegeben. Der im Lokschuppen Eisfelder Talmühle abgestellte T1 entging diesem Schicksal.

Nach dem Wiederaufbau der Strecke kam er zunächst für die Deutsche Reichsbahn zum Einsatz, ab 1963 wurde er zum Hilfs- und Gerätewagen umgebaut, 1978 schließlich abgestellt. Hier ist er nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof Alexisbad erneut mit der Selke abgebildet.

Ein letztes Bild entstand am Bahnhof Mägdesprung. 1985 wurde der Triebwagen als historisches Fahrzeug eingestuft, aufgearbeitet und 1989 wieder in Betrieb genommen. Im Jahr 1993 wurde er von der HSB übernommen und steht seitdem für Sonderfahrten zur Verfügung.

Im Beitrag des Vortages wurde bereits das Thema Normalspur zwischen Quedlinburg und Gernrode angeschnitten. Nachdem in den 1990er-Jahren zunächst Gleise mit drei Fahrschienen, also für Normal- und Meterspur, vorgesehen waren, wurde die Strecke schließlich von der HSB komplett auf Meterspur umgebaut und die Bahnübergänge erneuert. Unweit von Gernrode sind die Reste der Normalspurstrecke bis heute zu erkennen. Im vollen Gegenlicht passiert die 99 5906 die Fotografen auf dem Weg nach Quedlinburg. Hier hätte die hartnäckige Bewölkung des Vortages weitergeholfen.

Dreht man sich einmal um, findet man zwei Rapsfelder neben der Strecke. Hinter einem von ihnen wurde die 99 5906 auf dem Rückweg kurze Zeit später in Szene gesetzt.

Und noch einmal kurz vorm Bahnübergang.

Anschließend stand ein Klassiker auf dem Plan: Unweit des Selkefalls verläuft die Strecke der Selketalbahn zwischen zwei Steinwänden. 99 5906 hat aus dem Hp Drahtzug herausbeschleunigt, passiert die Steinwände und rollt auf den nächsten Halt in Alexisbad zu.

Nach einer kurzen Stärkung vor Ort stellte sich die Frage, wo man die letzte Tour in Richtung Quedlinburg aufnehmen könnte… Die Wahl fiel nochmal auf den Bergsee bei Güntersberge, dieses Mal allerdings von der anderen Seite. Die 99 5906 zieht ihren Zug an den letzten Metern des Sees vorbei in Richtung des Hp Güntersberge.

Der Rückweg in die Unterkunft führte uns interessehalber über Rübeland. Passenderweise wurde gerade ein Zug zusammengestellt, welcher auch recht zeitig abfuhr. Als Zuglok kam die 185 641 zum Einsatz. Aufgrund der Steigungen und des Gewichts der beladenen Züge schiebt am Schluss eine zweite Traxx-Lokomotive den Zug nach.

Auf der Strecke gibt es einige Besonderheiten: Zum einen müssen die Loks steilstreckentauglich sein, zum anderen mit einem anderen Stromsystem klarkommen: Die Rübelandbahn ist mit Einphasenwechselstrom 25kV / 50 Hz elektrifiziert. Zwischen 2005 und 2006 übernahm die HVLE nach und nach die Leistungen von Railion, der heutigen DB Cargo. Neben den beiden E-Loks 185 640/641 kommen Dieselloks der Baureihen 250 („Blue Tiger“), 285 (Diesel-Traxx) und 346 (V60) zum Einsatz, auch die Stadler Eurodual kann hier eigesetzt werden.

Bei Elbingerode klickten die Auslöser nochmal, als sich der Zug bei schönstem Abendlicht in den Bogen legte. Nach diesem Überraschungserfolg endete der zweite Fototag im Harz.