Oldies beim Sightseeing in Prag

Der erste ganze Tag in Prag stand aufgrund des Wetters eigentlich ganz im Zeichen des Sightseeings, doch in Städten mit Straßenbahnen fällt natürlich auch das eine oder andere Bahnbild ab. Heute dabei im Fokus: Die Museumsstraßenbahnen auf den Linien 23, 41 und 42.

Am Morgen ging es zunächst mit der Metro-Linie A zur Station Malostranská, welche am Rand der Altstadt am Westufer der Moldau liegt. Ehe es an die Oberfläche ging, nahm ich diese Metro zum Depo Hostivař auf. Die Metro beleuchten wir an anderer Stelle noch näher.

Zu Fuß ging es weiter durch die engen Straßen und Gassen, bis wir diese Hausdurchfahrt in der Nähe der Straßenbahnhaltestelle Malostranské náměstí entdeckten. Der Straßenbahn steht hier nur ein Gleis zur Verfügung, die andere Durchfahrt ist ausschließlich für Autos geeignet. Nach mehreren Anläufen gelang dann auch ein passables Bild – mit einer Tatra T3SU auf der Traditionslinie 23. Auf ihr verkehren nur Altfahrzeuge in passender Optik.

Derweil wurden von keinem Straßenbahntyp jemals mehr Fahrzeuge gebaut: Von ČKD Tatra wurden vom Subtyp T3SU 11.368 Fahrzeuge ausgeliefert. Der T3-Familie werden insgesamt 13.991 Trieb- und 122 Beiwagen zugeordnet. Das SU in der Typenbezeichnung steht für die Sowjetunion-Version des Modells T3.

Anschließend ging es hoch zur Prager Burg, auf dem Weg dorthin lag noch die Schlosstreppe: Insgesamt wird hier ein Höhenunterschied von knapp 37 Metern überwunden – was einen gewissen Ausblick auf die Stadt erlaubt. Mit dem einen oder anderen Fotohalt ist der Aufstieg wesentlich angenehmer…

Nach einem ausgedehnten Spaziergang rund um die Prager Burg fanden wir uns einige Zeit später erneut an der Haltestelle Malostranské náměstí wieder. Dort traf eine Tatra T2 auf einen Stadtrundfahrt-Oldtimer – wie passend!

In Prag wurden nur zwei Wagen dieses Typs eingesetzt, die Prototypen 6001 und 6002. Die Baureihe T2, von der 771 Straßenbahnen für die Tschechoslowakei und die Sowjetunion gebaut wurden, wurde schließlich Vorbild für die später Prag prägende Baureihe T3. Seit 2020 kommen zwei für Ostrava und später nach Liberec verkaufte T2-Straßenbahnen in Prag zum Einsatz, sie erhielten die Wagennummern 6003 und 6004.

Etwas älteren Datums sind die Fahrzeuge auf den beiden Museumslinien 41 und 42. Sie verkehren nur an Wochenenden und Feiertagen und nicht zum normalen Tarif des Prager Verkehrsverbundes pid. Während die Linie 41 das Straßenbahnmuseum anbindet, verbindet die Ringlinie 42 die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Prag und bietet so ein klassisches „Hop on, hop off“-Sightseeingangebot. Beim gezeigten Triebwagen 2272 handelt es sich um einen Ringhoffer DSM aus dem Jahr 1931. Ringhoffer fusionierte wenig später mit den Tatra-Werken, später verschwand der entsprechende Namenszusatz aus der Firma.

Aufgrund einer Umleitung fuhr die Linie 42 zwei Brücken nördlicher als gewohnt über die Moldau und konnte so ausnahmsweise auf der Mánesův most festgehalten werden. Üblicherweise fährt nur die Linie 41 in dieser Richtung über die Brücke vor Kulisse der Philosophischen Fakultät (im Hintergrund) und des Rudolfiums (links).

Einige Jahre mehr auf dem Buckel hat der Triebwagen 349. Auch er stammt aus dem Hause Ringhoffer und wurde 1915 gebaut. Zwischen 1963 und 1992 diente er als Arbeitsfahrzeug – heute als Museumszug. Nur sechs ältere Wagen sind noch vorhanden, teilweise aus dem Jahr 1900. Im Abendlicht erreicht der Triebwagen 349 die Haltestelle Čechův most („Tschechische Brücke“).

Nach einem Zwischenhalt im Hotel brachen wir zum Sonnenuntergang noch einmal ins Zentrum auf. Ziel war die Karlsbrücke mit der Prager Burg im Hintergrund zur blauen Stunde.

Als letzte Amtshandlung des Tages nahm ich eine Tatra T3M an der Straßenbahnhaltestelle des Metro-Bahnhofs Staroměstská auf.