Ankunft in Prag

Ende Mai ging es für eine Woche in die tschechische Hauptstadt Prag, natürlich stilvoll mit dem Eurocity. Aus diesem konnte die in historischen Farben lackierte 371 005 „Pepin“ beobachtet werden. Nach einer Stippvisite im Hotel ging es noch einmal auf die Lauer…

Eigentlich war der Plan, Pepin auf dem Weg aus Děčín nach Praha hl. n. bei ihrer Ankunft in Prag aufzunehmen. Eine Streckensperrung bei der Esko, einem mit S-Bahnen vergleichbaren Verkehrsangebot, verhinderte das jedoch erfolgreich… Statt bequem mit der Esko ging es daher mit der Straßenbahn in die Nähe des Hauptbahnhofs. Nach einem Fußmarsch vom Muzeum konnte zunächst dieser kleine Dieseltriebwagen mit der Fahrzeugnummer 810 306 aufgenommen werden – auch bekannt als „Brotbüchse“. Für diesen Triebwagen geht es als S65 nach Rudná a Prahy, was etwa eine Stunde von hier entfernt ist. Die meisten Halte der Linie S65 sind Bedarfshalte – für uns bei „S-Bahnen“ unvorstellbar. 680 Triebwagen wurden zwischen 1973 und 1982 gebaut und an die ČSD, die tschechoslowakische Staatsbahn, geliefert.

Die Prager Esko ist auch sonst nicht wirklich mit unseren deutschen S-Bahnen vergleichbar: In Prag verkehren einige Züge nur stündlich und mit einem kleinen Dieseltriebwagen, auf anderen Linien kommen Mehrfachtraktionen elektrischer Triebzüge oder lokbespannte Wendezüge zum Einsatz. Es sind auch Regional- und Eilzüge in das Netz der Esko integriert, sodass es eine Länge von 933 km erreicht. An Vielfalt fehlt es bei der Prager „S-Bahn“ jedenfalls nicht.

Nebenan erregte dieser Zug Aufsehen: Zwei der vier Wagen stammen vom alex, die beiden anderen von der ČD. Als Západní expres zieht die 362 057 den EC 350 der České dráhy nach Schwandorf. Dort wird der Zug mit einem Zugteil aus Hof vereinigt und verkehrt dann als RE 2 weiter nach München.

Nachdem es für die Ankunft der 371 005 im Prager Hauptbahnhof nicht mehr reichte, wurde auf die Folgeleistung nach Děčín gewartet. Mit sieben Wagen am Haken erreicht sie Praha-Holešovice. „Pepin“ ist die letzte Knödelpresse in alter Farbgebung und pendelt mit ihren Schwesterloks u.a. zwischen Prag und Děčín.

Die Mehrsystemloks wurden Ende der 1980er Jahre entwickelt und ab 1991 als Baureihe 372 an die ČSD sowie als Baureihe 230 an die DR ausgeliefert. Sie erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h und konnten sowohl unter 3 kV Gleichstrom als auch unter 15 kV Wechselstrom fahren, um die grenzüberschreitende Verbindung von Deutschland in die Tschechoslowakei ohne Lokwechsel durchzuführen. Als die Strecke für 160 km/h ausgebaut und auch die Wagen für höhere Geschwindigkeiten zugelassen wurden, entschied man sich, die Loks auf 160 km/h hochzurüsten. Auf tschechischer Seite entstanden so 371 001 – 005 sowie 371 015, auf deutscher Seite entschied sich die DB AG ebenfalls eine Lok umzurüsten, die 180 001, wie die Baureihenbezeichnung mittlerweile lautete. Die 180 001 wurde 2002 z-gestellt, 2004 wurde sie reaktiviert und als Ausgleich für eine in Deutschland verunfallte an die České dráhy übergeben, wo sie bis heute als 371 201 in Dienst ist.

Unweit des Bahnhofs Praha-Holešovice befindet sich die Trojsky most, eine recht modern anmutende Brücke. Aus einer anderen Epoche stammt die Straßenbahn der Linie 36 nach I.P. Pavlova, die über sie fährt: Es ist eine Tatra-Straßenbahn der dritten Generation, zu den Straßenbahnen an anderer Stelle mehr… Anschließend ging es dann auch schon in die Unterkunft.