Großdiesel im Allgäu – Teil 1

Im Herbst 2020 endeten im Allgäu gleich zwei verschiedene Ären: Sowohl der alex Süd zwischen München und Lindau als auch die lokbespannten Eurocitys zwischen München und Zürich erlebten ihre letzten Wochen. Während der alex Süd mehr schlecht als recht durch DB Regio übernommen wurde, fahren die Eurocitys wieder ihre Regelroute über Memmingen nach Lindau – allerdings unter Oberleitung mit Triebzügen der Baureihe ETR 610, bogenschnell und mit deutlich mehr Lärmschutzwänden als vorher. Kurz vor der Deadline stattete der Autor den Zügen den ersten und einzigen Besuch ab, es ging für eine Woche in den Süden.

Der erste Fotohalt entstand spontan nach der Ankunft in Kempten Hbf, kurz vor dem Erreichen der Stadt konnte 223 064 auf dem Weg nach Lindau bei immerhin mäßiger Sonne abgepasst werden.

Der nächste Morgen startete mehr als bescheiden, nichtsdestotrotz ging es mit dem Fahrrad an die Strecke. Ziel war die morgendliche „Rushhour“ in Stein im Allgäu, wo neben den Eurocitys, dem alex und mehreren Regioswingern im Sommerfahrplan am Wochenende der „Radlzug“ von München nach Lindau verkehrt. Die restlichen Züge gibt es im weiteren Verlauf bei Sonne zu sehen, der lokbespannte Regionalexpress muss leider mit diesem nicht allzu gelungenen Foto auskommen. Zeigen möchte ich es trotzdem, denn seit 2021 hat die Baureihe 218 ausgedient, der Zug verkehrt nun mit zwei Triebwagen der Baureihe 612 – wie so vieles in der Region.

Das nächste Foto entstand erst zwei Tage später am 12. Oktober, viel besser war das Wetter aber nicht, als 218 403 und 218 418 mit dem EC 194 nach Zürich vorbeidröhnen. Beide Maschinen stammen aus dem Bw Mühldorf, seinerzeit verantwortlich für die Bespannung der Eurocitys. Die zweite Lok war einst in den Farben des Touristikzuges lackiert und durfte die Farben im Gegensatz zu ihrer Schwester 218 416 auch noch weit in das aktuelle Jahrtausend hinein behalten.

Nur einen weiteren Tag dauerte es bis zu einem erneuten Besuch in Stein, jedoch aus einer anderen Perspektive. 223 001 durfte dieses Mal den morgendlichen Alex nach Lindau bespannen, Sonne gab es immer noch nicht.

Eigentliches Ziel war aber die Testfahrt neuer LINT 41 für das Bw Kempten, mittlerweile stehen sie im Regelbetrieb. An diesem Tag durften 623 533/033, 623 035/535, 623 557/057 und 623 054/554 den Verkehr in Vierfachtraktion erproben.

Immerhin etwas heller war es zwischen Oberdorf und Kempten, wo sich drei Regioswinger der Baureihe 612 in die Kurve legen. Auf dieser Strecke können sie ihre Vorteile der aktiven Neigetechnik voll ausspielen, was mancher Fahrgast nicht unbedingt mögen dürfte. Die Neigung passiert ziemlich abrupt, es soll sogar schon zu Platzwunden am Kopf gekommen sein.

Nur wenige hundert Meter weiter wurde der EC 191 erwartet, 218 430 und 218 401 ziehen ihn nach München Hbf.

Einer der wenigen lokbespannten Züge, die das Jahr 2020 überlebt haben, ist das IC-Zugpaar 2012/2013 „Allgäu“, das zwischen Oberstdorf und dem Ruhrgebiet verkehrt. 218 484 und 218 491 sind an diesem Tag für diesen Zug eingeteilt. Auch zu diesen beiden Loks gibt es ein paar ergänzende Worte: Sowohl die 218 484 als auch die 218 491 sind im Jahr 2021 noch aktiv – und besuchten bzw. besuchen noch immer das Werk Niebüll im hohen Norden. 218 484 war mit ihrer Schwester 218 483 einige Zeit hier oben und befuhr dabei sogar die Vogelfluglinie mit einem Messzug, 218 491 vertrieb sich zumindest Mitte November 2021 noch die Zeit auf der Marschbahn.

Im Laufe des Tages besserte sich das Wetter dann endlich und das Pärchen 218 498/428 mit EC 194 bog vor leuchtenden Herbstbäumen um die Kurve bei Knechtenhofen.

An der Einfahrt nach Immenstadt im Allgäu schien ebenfalls die Sonne für 223 013 mit einem Bduu und einem Bnrbdzf von TRI. Die Lok machte im Jahr 2020 noch Werbung für bodo, den Verkehrsverbund am Bodensee, mittlerweile ist sie entklebt und fährt noch im MRCE-Lack für BeaconRail durch die Lande, im Sommer 2021 stattete sie dabei der Marschbahn einen Besuch ab. Zusammen mit 223 014 half sie bei DB Regio Schleswig-Holstein auf dem RE 6 aus.
Die Wagen waren in den letzten Betriebsjahren vom alex angemietet, eigentlich sollte der Zug aus München in Immenstadt geflügelt werden und nach Oberstdorf und Lindau weiterfahren. Aufgrund von Personalmangel entschied man sich aber für die Lösung mit dem Pendelbetrieb Immenstadt – Oberstdorf – so er denn fuhr. Sobald es Lok-, Wagen- oder Personalmangel beim alex gab, entfiel diese Leistung und wurde durch Busse ersetzt. Allein während meines Aufenthalts geschah dies in etwa 50% der Fälle.

Die Stichstrecke in den beliebten Skiort Oberstdorf macht glücklicherweise einige Kurven, sodass sich der Zug bereits auf seiner nächsten Runde nach Oberstdorf ebenfalls mit richtig stehender Sonne fotografieren ließ, in diesem Fall in Altstädten (Allgäu). Mit diesem Bild des Alex in der Nachmittagssonne Bayerns soll dieser erste Teil enden. Der zweite wird folgen, er behandelt meinen letzten Tag, der deutlich erfolgreicher war als die vorherigen Tage zusammen.

Beitrag veröffentlicht im Januar 2022.