Am vierten Tag unserer Reise stand ein Tagestrip in die Hauptstadt Washington D.C. an. Hier stand allerdings – bei mäßigem Wetter – das Sightseeing im Fokus.
Nach einer recht kurzen Nacht begann der Morgen an der Penn Station, genauer gesagt in der erst vor gut einem Jahr eröffneten Moynihan Train Hall. Auch hier werden die Züge aufgrund der schmalen Bahnsteige eine gute Viertelstunde vor Abfahrt aufgerufen, damit niemand vor den einfahrenden Zug fallen kann. Vom Glanz in der neuen Halle, wo sowohl Amtrak als auch Long Island Rail Road vertreten sind, merkt man ein Stockwerk tiefer auf der Bahnsteigebene aber nicht mehr viel.
Kurz vor der Ankunft entstand dann dieses Bild im Innenraum eines modernisierten Amfleet I-Wagens, welche ab 1975 gebaut wurden. Hierbei handelt es sich um einen normalen coach class Wagen, nicht etwa um einen der business class… Die Fahrt in diesen komfortablen Sitzen verging wie im Flug.
Nach dem Aussteigen in der Union Station in Washington D.C. durfte natürlich auch diese Detailaufnahme nicht fehlen.
Auch die Union Station ist ein Kopfbahnhof, sodass wir noch ein Bild der ACS-64 machen konnten, die uns nach Washington zog. Lok 624 hat quasi alle Lichter an, die gehen: Vier Spitzen- und zwei Schlusssignale. Dort allem Anschein nach normal, wenn es ans Rangieren geht.
Neben unserem Zug standen unterhalb des Busbahnhofs zwei Züge von MARC abgestellt – ausgeschrieben bedeutet das „Maryland Area Regional Communter Rail“. Die Wagen werden passenderweise als MARC III bezeichnet, die ersten Doppelstockwagen von MARC. Sie stammen aus dem Hause Kawasaki. Seit 2014 wurde die Nachfolgebaureihe MARC IV von Bombardier ausgeliefert.
Aus Marble Hill einigermaßen bekannt kam uns diese Lok vor: Eine P42DC – dieses Mal aber von Amtrak und nicht stromschienentauglich. Sie sollen sowohl bei Amtrak auf Langstrecken, als auch ca. 2026 bei Metro-North durch neue Siemens Charger Lokomotiven ersetzt werden. Nach aktuellen Planungen sollen sie auf corridor trains weiter zum Einsatz kommen.
Gefühlt ein Bild aus alten Tagen, aber in Amerika Realität: Ein Gepäckwagen. Sie laufen am Zugschluss und sind für Aufgabegepäck vorgesehen. Die Anzahl an Gepäckstücken pro Fahrgast ist limitiert, damit auch jeder Fahrgast sein Handgepäck über den Sitzen verstauen kann.
Ein Blick durch den „Hauptbahnhof“. Im Untergeschoss befinden sich gastronomische Angebote, im Erdgeschoss Ticketschalter.
Durch die Haupthalle der Union Station ging es danach weiter in die Stadt.
Erstes Ziel war das United States Capitol, welches als Sitz des Congress dient. Auf der Ostseite angekommen, warteten wir zunächst einen stärkeren Regenschauer ab, ehe es zum Supreme Court und schließlich die Westseite ging – wo dieses Bild entstand.
Nach einem kleinen Snack und dem vergeblichen Versuch, spontan auf das Washington Monument zu gelangen, steuerten wir das unweit davon befindliche Weiße Haus an. Leider ist direkt vor dem „Guckloch“ eine Absperrung, sodass sich das Weiße Haus nur aus dieser sicheren Distanz von mit einigem Telezoom fotografieren ließ.
Bei weiterhin regnerischen Wetter ging es an einer Gedenkstätte für den 2. Weltkrieg in Richtung Lincoln Memorial weiter. Vor diesem befindet sich ein größerer Teich, über den sich sogar etwas Nebel bildete.
Nach dem Besuch des Lincoln Memorials nahmen wir Kurs auf Virginia – genauer gesagt den Nationalfriedhof in Arlington. Auf dem Weg dorthin fiel uns der Pausenplatz der circulator-Busse auf. Sie fahren 100% elektrisch und somit lokal emissionsfrei. Beim Fahrzeug handelt es sich um einen von 14 für Washington gebauten Proterra Catalyst BE40 E2. Insgesamt werde
Die circulator-Busse sind speziell für Touristen, die auf sechs Linien alle 10 Minuten verkehren. Der Fahrpreis beträgt $ 1 pro Fahrt.
Nach einem Fußmarsch über die Arlington Memorial Bridge erreichten wir den nächsten US-Bundesstaat, nämlich Virginia. Dort befindet sich der Nationalfriedhof Arlington („Arlington National Cemetery“), wo diese eigenartig aussehenden Busse – aber auch auf Ford-Pickup basierende – eingesetzt werden.
In einer unglaublichen Einheit stehen zigtausende einheitliche Grabsteine in Reih und Glied. US-Veteranen und ihre Familienmitglieder können sich hier bestatten lassen. Nur zwei Präsidenten liegen hier: William Howard Taft und John F. Kennedy – alle anderen wurden in ihrer Heimat begraben. Der Friedhof hat eine Größe von 259 Hektar und rund 400.000 Gräber. Zum Vergleich: Der Ohlsdorfer Friedhof hat eine Größe von 389 Hektar, seit der Gründung fanden 1,4 Millionen Beisetzungen statt.
Aus Zeitgründen besuchten wir auf dem Weg zurück zur Union Station nur den U-Bahnhof Pentagon, und nicht den Hauptsitz des US-Verteidigungsministeriums. Die U-Bahn wird hier Metrorail oder nur Washington Metro genannt und besteht aus sechs Linien mit einer Streckenlänge von 188 Kilometern. Sie führt auch in die Nachbarstaaten Virginia und Maryland. Ihre Linien tragen keine Nummern, sondern werden nach ihrer Linienfarbe unterschieden.
Ein Zug der Yellow Line Richtung Greenbelt fährt am Pentagon ein. Hierbei handelt es sich um einen Zug der Baureihe 3000 von Breda, welche 1987 in Betrieb ging und voraussichtlich im Jahr 2024 durch die neue Baureihe 8000 ersetzt werden soll.
Wegen technischer Probleme wurde im Oktober 2021 die Baureihe 7000 komplett stillgelegt – wegen möglicher Probleme mit den Achsen. Nach ersten Fahrten im Dezember 2021 ist die Flotte bis mindestens April 2022 weiterhin außer Betrieb. Das betrifft 748 von 1291 Einzelwagen – jeder Zug besteht aus 6 bis 8 von ihnen. Dieser heftige Einschnitt dürfte pandemiebedingt wohl weniger stark ausfallen, als in normalen Zeiten…
Zurück an der Union Station nutzten wir die verbleibende Zeit vor unserer Rückfahrt nach New York noch für ein Bild der noch recht neuen Straßenbahn, welche „DC Streetcar“ genannt wird. Am 27. Februar 2016 wurde die erste, knapp vier Kilometer lange Strecke mit acht Haltestellen in Betrieb genommen – hierfür reichen sechs Fahrzeuge. Geplant sind derzeit fünf weitere Linien, das Streckennetz soll dann eine Länge von 60 Kilometern haben – zeitlicher Horizont: Offen.
Nach einem weiteren Verpflegungshalt nahmen wir noch einmal einen Acela-Zug auf. Da sie nur Wagen der Business und First Class führen, sind sie deutlich teurer, als die übrigen Züge…
Das letzte Bild aus Washington zeigt noch einmal einen Zug von MARC, genauer gesagt eine MP36PH-3C aus der MPXpress-Serie von MotivePower. Insgesamt wurden in den Jahren 2009 bis 2011 26 Loks für MARC gebaut, die bislang letzte Maschine dieses Typs wurde 2018 nach Toronto in Kanada geliefert. Zurück in New York ging es dann auf direktem Wege ins Hotel…