Am 4. März war es so weit: Die Baureihe 472/473 wurde von der S-Bahn offiziell aus dem Plandienst verabschiedet. Der letzte Versuch wurde im Dezember 2020 unternommen – damals entstammte die Meldung allerdings nur dem Buschfunk. Nun war er gekommen – der Tag, an dem der letzte Zug mit Schmuck durch die Hansestadt fuhr.
Der dezent geschmückte Altbauzug fuhr in der Früh-HVZ in den Bahnhof Hasselbrook ein. An beiden Enden wurden noch einmal Schilder an die Fronten geklebt, die auf den letzten planmäßigen Einsatz hinweisen.
Mit der nächsten S1 ging es hinterher, um bei leider weiter trübem Wetter die Leerfahrt von Poppenbüttel ins Werk Ohlsdorf aufzunehmen. In Hoheneichen klickte der Auslöser, als der Altbauzug, führend mit Tz 216, ohne Halt durchfuhr.
Nach der Rückfahrt nach Ohlsdorf konnten Rangieraktivitäten festgestellt werden. Um den beschmierten Tz 216 reinigen zu können, ging es für den Altbauzug noch einmal raus aus dem Werk.
Nach einer Pause daheim ging es zur Spät-HVZ wieder an die Strecke. Der erste Fotohalt wurde in Altona eingelegt – leider ohne Hoffnung auf Sonne. Beim Warten auf den Altbauzug wurde zur Probe der Klimaschutz-Triebzug 474 017 auf der S2 beim Einsetzen aufgenommen.
Die Einfahrt der Altbau-S11 wurde dann zum Krimi: In der Ferne waren sowohl S3 als auch S11 zu erkennen gewesen. Zum Glück fuhr der S3-Langzug auf ein Halt zeigendes Signal zu, sodass weite Teile des Altbauzugs unverdeckt blieben.
Nächster Fotohalt war Hochkamp. An Bord des Altbauzuges mit freundlich grüßendem Tf ging es dann weiter in Richtung Innenstadt, …
… genauer gesagt bis Landwehr. Dort wurde der Bahnsteig wieder langzugtauglich ausgebaut. Hierfür wurde ein wenig Grünschnitt betrieben und eine Bahnsteigsperre entfernt. Nur die Beleuchtung fehlt noch. Zwei Wochen später fiel ein Fauxpas auf: Das neue (während der folgenden Bauarbeiten aufgestellte) Ausfahrsignal steht nicht mehr wie bislang passend für den Langzughalt, sondern passend für den Vollzughalt. Wow!
Da der Triebzug 238 weiter schadhaft war, gestaltete sich der Nachmittag doch recht entspannt und mit reichlich Wartezeiten. Bereits nach Sonnenuntergang fuhr letztmals ein verkehrsroter Vollzug der Baureihen 472/473 in den Blankeneser Bahnhof ein. Für Schnappatmung sorgte das vorzeitige Abkehren des Zuges 20 Minuten vorher in Othmarschen, doch das wohl erneut unbesetzte Stellwerk Hochkamp führte bloß zu Zugverspätungen, aber keinen Ausfällen am Nachmittag. Glück gehabt.
Letzte Runde – von Blankenese wurde die letzte reguläre Fahrt im Altbauzug bis Poppenbüttel genossen. Dort bereiteten Vereinsmitglieder der Historischen S-Bahn den Zug für die allerletzten Runden vor. Eine Minute vor Abfahrt des Abschiedszug fährt er in Popppenbüttel aus der Abstellung wieder ein – der Bahnsteig voller Fans und Hamburger, die Abschied nehmen wollen. Die Fahrt wurde eine Woche vorher über das Fahrgastfernsehen beworben.
Im nun vollen Abschiedszug wurde das Mitfahren vermieden, so ging es mit der glücklicherweise verspäteten S1 nebenan zum Hauptbahnhof, wo der Altbauzug noch einmal mit der neuen Wandverkleidung als S21 nach Pinneberg aufgenommen werden konnte.
Am Diebsteich sprangen wir für ein Foto raus. Wenn hier später der Museumszug hält, wird sich die Szene massiv verändert haben.
Massive Veränderungen erleben auch die Tunnelstationen der Hamburger S-Bahn, allerdings eher im gemächlichen Schneckentempo. Über mehrere Monate ist man in Harburg Rathaus bereits dabei, die neuen Wandverkleidungen anzubringen. Am anderen Bahnsteig ist die Wand bereits seit Jahren schwarz – genauso wie in Harburg und Heimfeld. Immerhin im Citytunnel sind die Wandverkleidungen schon vollständig. Ein Vollzug der Baureihe 490 hält am vor wenigen Monaten nach hinten verlegten Vollzughalt, damit die Züge nun mittig halten. Bislang fuhren Vollzüge bis zum Langzughalt an der Spitze durch.
Dann war es soweit: Der Abschiedszug warf seinen Schatten voraus. Auf den Anzeigen wurde neben dem Zuglauf auch diese kleine Abschiedsbotschaft eingespielt – allerdings nicht immer und überall.
Die Baureihe 472 noch einmal auf der Strecke, für die sie beschafft wurde. Die wohl einzige Gelegenheit, den Altbauzug mit der neuen Wandverkleidung aufzunehmen – als hier die Altbauzüge noch planmäßig auf der S31 fuhren, war noch nichts von ihnen zu sehen.
Anschließend ging es weiter zum Klassikermotiv zu den Elbbrücken. Rund 20 Fotografen erwarteten auf engem Raum den Altbauzug in Hamburgs neuster S-Bahnstation. Der Abschiedszug verlässt Elbbrücken in Kürze als S31 nach Altona.
Für ein letztes Bild ging es in den Citytunnel, die andere Strecke, für die die Baureihe 472/473 beschafft wurde. Sie waren seinerzeit für die steileren Tunnel in der Stadt und in Harburg mit „Allradantrieb“ beschafft worden, bei der Nachfolgebaureihe 474/874 hielt man das schon für nicht mehr erforderlich. Am Jungfernstieg klickten die Auslöser letztmals, als der Abschiedszug als S1 nach Ohlsdorf einfuhr.
Anschließend ging es noch einmal nach Ohlsdorf. Dort wurde beim Aussetzen noch ein letztes Innenraumfoto angefertigt. An den Windfängen wurden von Vereinsmitgliedern am Vorabend Plakate aufgehängt, die auf den letzten Einsatztag hinwiesen. Vielen Dank an alle Beteiligten für die Durchführung der Fahrt!
In Hamburg sagt man Tschüss, das heißt Auf Wiederseh’n!