Ersatzverkehr im Pott: Bochum – Gelsenkirchen

Nicht nur der RE 11 fuhr als Ersatzzug, auch die RB 46 zwischen Bochum Hbf und Gelsenkirchen Hbf hatte es erwischt. Eine durchaus urige Kombination sollte uns erwarten, somit ging es tief ins Ruhrgebiet.

Während der Fahrt zur ersten Fotostelle rollte im besten Sonnenlicht die Bogestra an uns vorbei. Zeit für ein schnelles Foto aus dem Fenster! Wofür hat man schließlich Beifahrer?

Bei dieser Straßenbahn der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG, kurz Bogestra, handelt es sich um ein Fahrzeug des Typs Variobahn aus dem Hause Stadler. Es besitzt noch ein kleines Branding zum 125-jährigen Jubiläum der Bogestra im Januar 2021. Wagen 114 verlässt hier die Haltestelle Herne, Eickeler Straße.

Besagte Fotostelle war dann ein Bahnübergang in Herne. Bereits vor dem Ersatzzug rollte ein Stadler FLIRT 3XL an uns vorbei, betrieben wird er von DB Regio. Er gehört zum Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und wird lediglich von der Deutschen Bahn betrieben.

Nicht zu verwechseln sind sie mit den Zügen der S-Bahn Rhein-Ruhr, die seit 2019 die Flotte ergänzen. Sie sind ebenfalls vom Typ FLIRT 3XL und tragen die weiß/grüne Lackierung, fahren allerdings nicht als Regionalbahn.

Kurz darauf dann besagter Ersatzzug – ein einzelner Wittenberger Steuerwagen und eine Lok der Baureihe 112 von Wedler Franz Logistik waren anstelle eines Triebwagens im Einsatz. Fast wie vor der Jahrtausendwende und dem Aufkommen der Triebwagen auf vielen Nebenbahnen – oder wie beim Marschbahnersatzverkehr vor einigen Jahren.

Obwohl an sich eher schlanker aussehend machen die modernen Triebwagen in Mehrfachtraktion durchaus was her. Hier sind es zwei FLIRT 3 von DB Regio, die den Bahnübergang queren.

Mit das einzige „echte“ Motiv an der kurzen Strecke – die Fahrt dauert nur rund 20 Minuten – ist das alte Stellwerk in Bochum-Riemke, das der Zug auf der Fahrt nach Bochum bei der Einfahrt in den Haltepunkt mit seinen alten, unmodernisierten Bahnsteigen passiert.

Ein reiner Zufall war dann dieser Güterzug. Wenige Minuten zuvor hatten wir noch darüber gesprochen, was neben der Regionalbahn noch auf dieser Strecke fährt. „Vereinzelte Güterzüge“ war die Antwort des ortskundigen Fotografen – und nur wenige Minuten später betrat die G2000 mit Coil die Bühne.

Kein echtes Motiv aber immerhin ein bisschen Infrastruktur bietet die Einfahrt nach Gelsenkirchen Hbf, wo der Zug durch ein weitläufiges Gleisvorfeld rumpelt.

Zu guter letzt kann man dann noch einen Supermarktparkplatz in Bochum aufsuchen. Der Zug verlässt Bochum Hbf und biegt direkt danach auf eine sehr enge eingleisige Verbindungskurve in Richtung Bochum-Hamme ab, wo die zweigleisige Hauptstrecke hinzukommt. Die hier zusehende Brücke ist dabei das letzte Überbleibsel eines einstigen Gleisdreiecks, der einstige Verlauf des zweiten Schenkels lässt sich auf Luftaufnahmen noch erahnen.

Nachdem die Motive an der RB 46 weitgehend ausgeschöpft waren, schauten wir noch ein wenig über den Tellerrand. In Wetter an der Ruhr liegt ein Motiv, das wir schon mal morgens in die andere Richtung umgesetzt hatten, die Eisenbahn und die Straße überqueren hier die Ruhr und den Obergraben, im Hintergrund liegt der Harkortsee. Auch hier begegnete uns ein FLIRT 3XL im bereits bekannten und markanten Farbschema.

Fast schon als süß kann man die zweiteiligen Pesa LINK bezeichnen, wäre da nicht der grimmige Blick und der lange Rattenschwanz, der bei Fahrgästen wie Mitarbeitern für schlechte Laune sorgt. Die polnischen Züge fahren in NRW im Sauerland-Netz, wie auch im Allgäu und auf der Dreieichbahn machen sie seit der deutlich verspäteten Betriebsaufnahme im Jahr 2018 anstatt 2016 immer wieder Probleme.

Angefangen bei einer Fehlkonstruktion, weshalb die Züge zu breit für eine deutsche Zulassung waren, über nicht erfüllte Anforderungen bei Masse und Antrieb bis hin zu nach wie vor anhaltenden Problemen mit der Software und Verschleiß sorgten sie für einen merklichen Fahrgastrückgang im Sauerland. Im Allgäu brach zudem bei einem Zug ein Drehzapfen, lediglich die Schlingerdämpfer hielten die Wagen noch zusammen. Aus dem Rahmenvertrag über 470 Züge wurden daraufhin nur 73 Züge durch die Deutsche Bahn abgerufen. Ein zufriedener Kunde sieht anders aus: Bis heute fahren im Allgäu Ersatzzüge, das Sauerland ist so langsam aber sicher auf die neuen Züge umgestellt. Für den Süden bestellte man dagegen LINT 41 bei Alstom.

Deutlich erfolgreicher an den Start ging der Desiro HC von Siemens. Als Vorlaufbetrieb des groß angelegten Rhein-Ruhr-Expresses fahren die Züge auf herkömmlichen Regionalexpresslinien, betrieben von unterschiedlichen Betreibern. Darunter ist National Express, die den RE 4 zwischen Aachen und Düsseldorf betreiben. Im Herbst 2020 waren wir noch auf dieser Linie unterwegs, um die letzten Züge von DB Regio mit BR 111 und Doppelstockwagen zu fotografieren…

Auf dem Rückweg nach Hamburg legten wir dann noch einen Zwischenstopp in Hannover ein – neben Abendessen gab es auch ein paar Fotos. Noch relativ neu ist eine TRAXX 2 am RE 1 zwischen Hannover Hbf und Norddeich Mole über Oldenburg (Oldb) Hbf, eigentlich ist diese Leistung fest in der Hand ihrer Vorgängerin, der Baureihe 146.1.

Nicht nur neu in Hannover sondern auch neu auf den Gleisen sind die FLIRT 3XL von Transdev, die auf der S-Bahn Hannover fahren. DB Regio hat die Ausschreibung verloren und übergibt die Linien nun nach und nach an den neuen Betreiber. Die alten Fahrzeuge werden dabei zum Teil nach München abgegeben, zum Teil verkehren sie im Wechsel mit ihren Nachfolgern. Wie auch im Ruhrgebiet darf Stadler die neuen Züge liefern, neben der anderen Lackierung wurde hier aber in den Endwagen eine Tür mehr verbaut.

Trotz der noch sehr jungen Züge zeigt sich leider immer noch ein sehr großes Problem der S-Bahn Hannover. Nur wenige Züge sind sauber, der Großteil fährt mit großflächigen Graffiti durchs Land.

Doch die Deutsche Bahn gibt nicht nur Strecken ab, mit ihrem Tochterunternehmen Regionalverkehre Start Deutschland GmbH gewinnt sie nach und nach Strecken zurück. 2018 bereits übernahm man den RE 5 von Hamburg Hbf nach Cuxhaven von Metronom, den man bereits bis 2007 betrieben hatte – damals aber noch als DB Regio mit BR 218 und n-Wagen aus Lübecker Beständen. Im letzten Dezember begann dann auch der Betrieb im Heidekreuz, den zuvor die Osthannoverschen Eisenbahnen unter der Marke erixx betrieben hatte.

Die Fahrzeuge stammen – wie auch auf dem RE 5 – aus dem Pool der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen und wurden vom alten Betreiber übernommen. Für den Kunden ändert sich somit wenig.

Noch mit alten Zügen betrieben wird die S2, ein 425 steht abfahrbereit in Hannover Hbf. Am dritten Wagen lässt sich auch das oben bereits angesprochene Übel erahnen, saubere Züge sind eine Seltenheit.

Der zweite Teil der S2 blieb in Hannover Hbf und wurde ausgesetzt. Deutlich besser im Lack steht 425 558/058, regelrecht glänzend präsentiert sich der Triebwagen.

Nach diesem Bild lagen dann noch immer einige Kilometer vor uns, es ging in Richtung Hansestadt und damit auch Richtung Heimat. Drei Tage wolkenfreie Fotos lagen hinter uns – auch nicht allzu oft in diesem Hobby.