Über das Wochenende 14./15. August ging es zu den nördlichen Nachbarn ins Königreich Dänemark, um einige historische Verkehre abzulichten. Leider dürfen die Dampfloks aufgrund der Waldbrandgefahr derzeit nicht fahren.
Das erste Ziel am Samstag war die MY 1126 in blau-silbernem Farbkleid, welche einen Veterantog von Odense über Kolding nach Padborg bespannte. In Hoffnung auf Sonne, die sich vor Ort zerschlug, ging es nach Kestrup nördlich von Vojens.
Für die Rückfahrt sah das Wetter dann schon ganz anders aus. Nur im Bereich Ejby sollte der Sonnenstand passen, also stand das Ziel recht schnell fest… Die Lok wurde am 31. August 1957 an die DSB ausgeliefert und von NoHAB und Frichs gebaut.
Wenige Minuten später folgte ein Güterzug der TX Logistik in Richtung Schweden. Fünf Mal wöchentlich verkehren die Züge zwischen Kaldenkirchen in Westdeutschland und Malmö. Als Zuglok dient die 185 407 „Marco Polo“.
Bevor es ins Hotel nach Fredericia zum Check-in ging, wurde noch einmal eine Mischtraktion einer „E-Gumminase“ und einer „Diesel-Gumminase“ aufgenommen, die ER und MF-Züge sind frei miteinander kuppelbar, was für den Flügelbetrieb auch überaus praktisch ist. Der IC 51144 nach Østerport (Kopenhagen) passiert mit ER 2124 an der Spitze die Fotografen.
Nach einem Zwischenstopp im Hotel schauten wir uns den Bahnhof Fredericia näher an, von wo die DB Cargo Scandinavia mit MZ-Lokomotiven auf die Dieselstrecken fährt. Gleich vier Vertreter dieser Baureihe standen am Samstagabend in Fredericia abgestellt.
Am Abend stand neben der neuen Brücke über den Lillebælt auch die alte Lillebæltsbroen als Motiv auf dem Zettel. Eine Regionalbahn in Form eines vierteiligen ER-Zuges überquert den Lillebælt in Richtung Middelfart.
Am nächsten Morgen ging es weiter im Programm, nun mit gleich zwei Museumszügen. Auf dem Weg zum Hotel fiel am Vortag dieser alte Wagen an einem Hafenbahnhof auf, der am Morgen in bester Sonne umgesetzt werden wollte.
Weiter nördlich schwächelte die Sonne. Zwischen Vejle und Jelling pendelte die HHJ-Diesellok DL 11 mit drei Personenwagen. Sie wurde von Frichs gebaut. HHJ ist die Abkürzung einer ehemaligen privaten Eisenbahngesellschaft aus dem Raum Aarhus („Hads-Ning Herreders Jernbane“). Sie ging in die Midtjyske Jernbaner auf, welche u.a. die Lemvigbahn betreibt. In Kürze erreicht der Veterantog V221101 seinen Endbahnhof Jelling.
Für die Rückfahrt als Veterantog V 221102 wurde wieder auf ein bekanntes Fotomotiv gesetzt, die Brücke des Grejsdalsvej. Nach einer Viertelstunde Sonnenschein versteckte sich die Sonne für den 2 Minuten verspäteten Sonderzug leider wieder hinter einer Wolke. Diese Diesellok stammt aus dem Jahr 1952 und wird von Sydjyllands Veterantog betrieben.
Für die nachfolgende Regionalbahn in Form eines Arriva-LINT 41 nach Vejle schien die Sonne wieder.
Anschließend ging es nach Odense, für einen Kurzbesuch des Dänischen Eisenbahnmuseums, welches sich direkt am Bahnhof befindet. Ein Besuch lohnt sich definitiv, zu sehen sind neben Dieselloks auch Dampfloks, der Rangiertraktor der Olsenbande ein alter S-Tog-Wagen (S-Bahn Kopenhagen) und zahlreiche Modelle, auch von DSB-Schiffen.
Letztlich verpassten wir durch den Besuch und durch den Bau einer Stadtbahn etwas behinderten Verkehr in Odense die Ankunft des dritten Museumszuges in Fruens Bøge. Dafür konnte ein Arriva-Desiro bei der Einfahrt mit Zugziel Rinne aufgenommen werden. Arriva übernahm den Betrieb der Linie Odense – Svendborg im Dezember 2020 von der DSB, mit dazu auch die dort als MQ bezeichneten Desiro-Triebzüge.
Ähnlich wie bei der Pressnitztalbahn in Deutschland wurden die Züge umnummeriert, passend in das Nummernschema von Arriva. Aus dem DSB MQ 4125 (95 86 004 125-4) wurde nun AR 4085… Er gehört zu den jüngeren Desiros aus dem Jahr 2010, die 3000er-Desiros stammen aus dem Jahr 2002. Nur die beiden LINT 2052/2053 sind neuer, sie stammen aus dem Jahr 2012.
Das Objekt der Begierde stand schon am Bahnsteig: Der MO 1846 des Dänischen Eisenbahnmuseums. Er wurde 1954 ebenfalls von Frichs gebaut und wurde über 30 Jahre an wechselnden Orten eingesetzt. Seit 2015 befindet sich der Triebwagen in Odense. Diese Wagen besitzen tatsächlich nur zwei Spitzenlichter. In Kürze geht es das letzte Mal für diese Sommersaison für den Triebwagen als Veterantog V 228006 nach Odense zurück.
Nachdem der letzte Veterantog auch abgehakt werden konnte, ging es zurück in Richtung Grenze. Dort legten wir noch einmal einen Fotohalt in Padborg ein, wo zufällig die EG 3104 mit einem Güterzug aus Malmö nach Maschen einrollte. Sie rollt durch die Systemwechselstelle vom dänischen Stromnetz ins Deutsche.
Als wir eigentlich gerade gehen wollten, bemerkten wir vom Parkplatz aus, dass eine MX-Maschine durch den Bahnhof rollte. Also liefen wir zurück zum Bahnhof, wo wir die MX 1008 von Contec neben dem DB-Rangiertraktor 254 aufnehmen konnten. Die Firma Contec vermietet Rangier- und Streckenlokomotiven an andere Unternehmen, für welches sie hier im Einsatz ist, blieb unbekannt.
Bereits eben im Hintergrund waren die in Padborg abgestellten beiden Dieseltriebzüge der Baureihe MR zu sehen. Insgesamt 98 solcher Einheiten wurden zwischen 1978 und 1985 in Betrieb genommen. Während die ersten 30 Fahrzeuge noch in Deutschland von der Waggonfabrik Uerdingen gebaut wurden, wurde der Rest, so auch dieses Exemplar, in Lizenz von Scandia in Randers gebaut. Die Baureihe MR wurde auf Grundlage der deutschen Baureihe 627/628 für Dänemark neu konstruiert. Durch ansteigende Fahrgastzahlen wurden weitere als MRD bezeichnete Triebwagen gebaut, sie wurden ab den 1980er-Jahren jeweils mit einem MR-Zug eingesetzt.
39 Fahrzeuge wurden ab 2003 an Arriva verliehen, da die Firma Strecken auf Jütland von der DSB übernahm. Während 24 Fahrzeuge recht zeitig zurückgegeben wurden, wurde der Rest ab 2005 neu lackiert und bis 2010 eingesetzt. Im Jahr 2007 verkaufte die DSB 13 Fahrzeuge an Arriva UK, welche die Züge in Polen einsetzte. Auch die DSB lackierte die ursprünglich roten Züge in das Farbkleid der Gumminasen (MF/ER) um. Ein Revival erlebte die Baureihe MR durch die großen Probleme mit den Ansaldo Breda-InterCity-Zügen (Baureihe MG). Der Einsatz bei der DSB endete 2019, seitdem läuft die Verschrottung. Bei den hier zu sehenden Triebzügen handelt es sich um die MR 4037 und 4048 von Railservice.
An eben jenem Rangiertraktor 254 der DB, früher DSB Gods, sind die letzten Jahre allerdings offenbar nicht spurlos vorbeigegangen. Auch sie stammt von der Firma Frichs, wurde 1966 mit der Fabriknummer 865 gebaut und an die DSB ausgeliefert. Aus dieser Zeit dürfte auch noch der Lack stammen. Es waren die ersten Rangierloks dieser Art und wurden in Anlehnung an das deutsche Vorbild auch als Køf bezeichnet.
Anfang des Jahrtausends wurde die DSB-Lok von Railion übernommen, seit 2009 lief sie unter DB-Fahne bei DB Schenker Rail Scandinavia. Etwa 2018 kam sie, dann inzwischen für DB Cargo Scandinavia, nach Padborg. Die Anschrift an der Lok wurde dabei jedoch nicht angepasst. Sie war mutmaßlich bis 2020 aktiv, inzwischen fehlt ihr die Rangierkupplung.
Ein interessantes Detail findet sich an den Seiten der Lok: Der „Gods“-Schriftzug von DSB Gods, der heute nicht mehr bestehenden Gütersparte der Danske Statsbaner, hat sämtliche Umzeichnungen bis heute überlebt.
Nachdem sich der Lokführer der MX noch einmal versorgt hatte, setzte sie sich mit einem Bauzug in Richtung Norden in Bewegung. Rechts daneben wartet noch ein Zug aus Maschen auf seine Weiterfahrt „ins“ Königreich Dänemark. Für die Fotografen ging es dann nach einem abwechslungsreichen Wochenende wieder in die Heimat.