Am 07. Juli 2021 klingelte wieder einmal sehr früh der Wecker, das Wetter sollte gut und das letzte Jahr des Sommerferientickets genutzt werden. So begann um halb fünf am Morgen die erste – und bislang einzige – Fototour des Sommers an die Marschbahn.
In Klanxbüll angekommen dann erst einmal große Ernüchterung, gutes Wetter sieht anders aus. Nichtsdestotrotz durfte der RE 11014 nach Hamburg-Altona auf die Speicherkarte, denn Doppelstocksteuerwagen sind auf der Marschbahn bislang einfach noch nicht allzu stark vertreten.
Auch der Blaue Autozug musste ohne Sonne auskommen, dafür fuhr er aber immerhin mit der DE 2700-02 als Ersatz für einen Dieselvectron.
Schließlich erbarmte sich die Sonne zum Glück doch noch, sodass 245 027 am SyltShuttle nach Niebüll im hellen Licht erstrahlte. Im Schlepp hatte sie auch noch 218 448 der PRESS, die kalt nach Niebüll überführt wurde.
Das Seitenlicht wurde in Klanxbüll nicht besser, sodass der Umzug zum Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog anstand. Dort erreicht ein 12-teiliger RE 6 gerade das Festland.
Der nächste SyltShuttle fuhr glücklicherweise mit einem Großdieselgespann. 218 385 und 218 380 sind es, die den gut gefüllten Zug in Richtung Niebüll ziehen. Bemerkenswert ist dabei durchaus die Wolke, die über den beiden Loks zu erkennen ist – saubere Abgase sehen anders aus. Im Gegensatz zu den vier „Notstromaggregaten“ einer jeden BR 245 laufen die TB11 und MTU4000 aber zuverlässig…
Dieses Pärchen ist zudem auch eines der wenigen, das aus Niebüller Stammloks besteht. Mehr als die Hälfte aller in Niebüll beheimaten 218er sind momentan im DB-Werk in Cottbus, zurückkehren tun sie nur äußerst sporadisch.
Zum Zeitpunkt der Fototour fuhr noch der Kurzläufer-IC 2364/2365 zwischen Westerland (Sylt) und Hamburg-Altona. Auf welcher Seite des Zuges die Lok stand, konnte man beim Nordfahrer nie wissen, weil in Hamburg gerne mal der Wagenpark getauscht wurde.
Der Blaue Autozug hatte inzwischen seinen Umlauf komplett durchlaufen, sodass erneut die „Marschbahnwumme“ fotografiert werden konnte – dieses Mal sogar bei Sonne.
Das Tageshighlight schlechthin folgte aber erst danach. Nachdem sich der Fotograf schon auf zwei Umläufe mit TRAXX 2E am SyltShuttle eingestellt hatte, scherten in Niebüll 218 381 und 218 319 von Railsystems RP in den Umlauf ein. Wunderschön ließen sich die beiden Damen auf dem Hindenburgdamm kurz vor dem Festland ablichten.
Dieses Pärchen besteht nicht nur aus den einzigen beiden ehemaligen Niebüller Loks, die bei RPRS in Betrieb sind, sie haben beide auch eine besondere Lackierung erhalten: 218 319 ist neben 218 402 die einzige aktive orientrote 218, hat aber im Gegensatz zur 402 keine LED-Beleuchtung. So wirkt die Lok authentischer, LEDs gab es zu Zeiten orientroter Lokomotiven bei der Deutschen Bahn schließlich noch nicht. 218 381 hat ebenfalls keine LED-Beleuchtung, davon gibt es in ozeanblau/beige jedoch mehrere. Sie zeichnet sich durch ihr ozeanblaues Dach aus, das sonst nur die 218 218 besitzt, ihres Zeichens Prototyp der ozeanblau/beigen Loks der Baureihe 218.
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis sich ausgerechnet diese beiden besonderen Damen einmal gemeinsam in ihren neuen alten Farbkleidern zeigten – ein echtes Traumpaar also.
Neben der Marschbahn ist auch die RB 65 von Niebüll nach Dagebüll für Fotografen nicht uninteressant. Zwar sind die Motive – wie im ganzen Norden – nicht unbedingt üppig, der Fahrzeugeinsatz mit BR 628 oder sogar einem einzelnen Triebwagen der BR 627 und zusätzlich auch noch Kurswagen aus den IC-Zügen aber kann sich durchaus sehen lassen. 628 505 und 629 506 haben sich am Mitelste Weg in die Kurve gelegt und nehmen nun Kurs auf Dagebüll.
Die Baureihe 627 ist hier mitnichen gleichzusetzen mit den 1974 für die Deutsche Bundesbahn gebauten Triebwagen, vielmehr handelt es sich um eine leichte Abwandlung der ÖBB Rh 5047 der Jenbacher Werke.
Im Endbahnhof Dagebüll Mole kann man neben dem Zug auch noch ein Schiff mit ins Bild nehmen, fährt der Zug doch direkt an die Anlegestelle. Demnächst soll hier eine Bahnhofshalle entstehen, um die Fahrgäste vor der Witterung zu schützen. Auch die Elektrifizierung der Strecke steht in der nächsten Zeit an, die NEG drängt stark in Richtung Zukunft.
Der zweite Umlauf der NEG wurde glücklicherweise mit dem bereits erwähnten T4 gefahren, eigentlich ist er nur das Reservefahrzeug, falls einer der beiden VT 628 ausfällt. Mitführen tut er zwei IC-Wagen aus dem IC 2072 „Uthlande“, die in Niebüll vom Stammzug abgehängt wurden. Ganz am Ende des Zuges ist ein Generatorwagen zu erkennen, der für die Stromversorgung der IC-Wagen zuständig ist.
Die RB 65 zwei Stunden später führt ebenfalls wieder Kurswagen mit. Wieder sind es die bekannten 628 505 und 629 506, die auf dem Weg nach Dagebüll sind, dieses Mal gleich mit drei Kurswagen aus dem IC 2310 „Nordfriesland“.
Klanxbüll lässt sich nicht nur morgens umsetzen, auch ab dem späten Nachmittag kann man dort Züge fotografieren – wenn auch in die andere Richtung.
Selbstverständlich darf auch die Planlok des Blauen Autozuges nicht fehlen, die Baureihe 247. „Anne“ ist 247 909 getauft worden, die den relativ gut ausgelasteten Zug den Damm hinauf schleppt.
Auch nach nunmehr rund fünf Jahren laufen die Loks der Baureihe 245 nicht zuverlässig. Während sich die DB Fernverkehr mit der BR 218 über Wasser hält, muss sich DB Regio zusätzlich zu ihren geleasten 15 Loks bei anderen Geschäftsbereichen umsehen. Immer wieder sind – wie hier 245 027 – Loks von DB Fernverkehr aus Niebüll an den Married-Pair-Wagen unterwegs, auch Traxx-Lokomotiven aus dem Süden der Republik sind hier oben des Öfteren zu Gast, mittlerweile sogar die 246 049 der PRESS und zwei Eurorunner von Beacon Rail Leasing.
Eigentliches Ziel war aber das bunte Pärchen am SyltShuttle während seines Weges auf die Insel aufzuehmen – mit 218 381 vorne. Laut dröhnend schleppen die beiden alten Damen ihren Autozug den Hindenburgdamm hinauf.
Wenn man schon einmal so hoch im Norden unterwegs ist, lässt sich auch ein Abstecher nach Dänemark machen. Mit viel Glück erwischten die beiden Fotografen den LINT 41 der Arriva Danmark bei Visby nördlich von Tønder unter gleich zwei Regenbögen.
Trotz einiger Wolkenschäden war der Tag durchaus erfolgreich und die Fotografen machten sich zufrieden auf den langen Weg nach Hause.