Berlin-Tegel geht, BER kommt

Am 7. November verabschiedete sich Berlin vom Flughafen Tegel. Aufgrund der neuen Verkehre zum BER und persönlichen Bindung zum Flughafen TXL sollte es noch einmal genau dort hingehen.

In Nauen überholte mein ICE diese RB 10 zum Südkreuz mit 114 027, hier erreicht der Zug Berlin-Spandau.

Im Anschluss ging es weiter zum Flughafen Tegel, natürlich mit dem Bus – wie auch sonst. Die Linie X9 an ihrem letzten Betriebstag, bereits mit dem Ziel der Folgefahrt beschildert, auf der Rampe zu den Terminals.

Die Ess-Bahn am Flughafen Tegel, ehemals 475 079, schließt ebenfalls heute ein letztes Mal. Der Besitzer steigt aus der Gastronomie aus.

An dieser Stelle wird es einmal etwas off-Topic. Am Flughafen Tegel herrschte ein letztes Mal Betrieb, überwiegend für Rundflüge. Solche wurden mit der im Vordergrund zu sehenden ehemaligen Air Berlin-Maschine durchgeführt, drei Jahre nachdem sich die Fluggesellschaft hier aus dem Betrieb verabschiedete. Gut eine Woche lang lief der Betrieb über Tegel, Schönefeld (neu BER T5) und dem neuen BER-Terminal 1 parallel.

Ein Blick in das Innere des Flughafens der kurzen Wege. Die Geschäfte sind bis auf eine Bäckerei und den Lufthansa World Store bereits alle ausgezogen. Viele Berliner nutzten die Gelegenheit des Abschieds, sie waren den wenigen Fluggästen der letzten in Tegel startenden Maschinen weit überlegen.

Nach einem Rundgang ging es weiter zum Bahnhof Berlin-Gesundbrunnen, um den neuen FEX abgekürzten Flughafenexpress vom Berliner Hauptbahnhof über Gesundbrunnen und Ostkreuz zum BER-Terminal 1/2 auszuprobieren. Der FEX spart gegenüber der S9 vom Hauptbahnhof gerechnet 20 Minuten Fahrzeit ein und verkehrt alle halbe Stunde. Nach Ausbau der Dresdener Bahn soll der FEX dann im Viertelstundentakt mit neuer, direkterer Linienführung verkehren – doch das wird noch dauern. 147 005 erreicht mit ihrem FEX Gesundbrunnen.

Die Züge des FEX verkehren mit jeweils vier speziell beklebten Dosto-Wagen sowie Loks der Baureihe 147. Der Tunnelbahnhof des Flughafens BER war pünktlich fertig und wurde regelmäßig von Leerzügen der Berliner S-Bahn angefahren. Einzig die Stationsschilder dürften ausgetauscht worden sein, wurde der Bahnhof doch zwischenzeitlich von „Flughafen BER“ in „Flughafen BER Terminals 1-2“ umbenannt. In Kürze geht es für den FEX mit 147 005 am Ende zurück zum Berliner Hauptbahnhof.

Ein modernisierter Dreiviertelzug der Berliner S-Bahn erreicht den neuen, ebenfalls zunächst gut acht Jahre verkehrlosen Hp Waßmannsdorf. Die Zielbeschilderung gleicht einem Unfall.

Fußläufig vom Bahnhof lässt sich auch das eine oder andere Streckenfoto machen. Ein weiterer Dreiviertelzug der Linie S9 kurz vor Einfahrt in den Hp Waßmannsdorf. Beim Redesign der Fahrzeuge werden sie farblich den Neufahrzeugen der Baureihe 483/484 angepasst. Es wird offenbar penibel auf die Bildung farblich einheitlicher Züge geachtet, spätestens seitdem genug Fahrzeuge hierfür verfügbar sind.

Wegen Bauarbeiten verkehrte nur die S9 auf dem Flughafenabschnitt, die sonst ebenfalls verkehrende S45 nicht. 481 078 erreicht bei schönstem Herbstwetter den Hp Grünbergallee.

Um den Eindruck nicht zu verzerren folgt noch ein Bild einer unmodernisierten S-Bahn. Dass zum zweiten BER-Wochenende auf der S9 so viele modernisierte Züge verkehren dürfte kein Zufall gewesen sein, schätzungsweise hielt sich das aber (noch) die Waage.

Die Xpressbus-Linie X7 verbindet die Terminals 1/2 und 5 auf der Straße mit dem U7-Endbahnhof Rudow und stellt somit eine zweite Verbindung dar, sollte einmal die Eisenbahn nicht fahren.

Ein IC-Kiss im Flughafenbahnhof. Neben den Linien S9 und S45 verkehren zum neue Flughafen die RB14, der FEX sowie der IC-Linie 17 (Warnemünde – Berlin – Dresden (- Wien)). Ein ICE-Halt wird mancherorts gefordert, ist allerdings noch nicht in Sicht.

Natürlich durfte auch ein Rundgang durch das neue Terminal 1 nicht fehlen. Testurteil: Unspektakulär. Meiner Meinung nach völlig zu Recht wurde die Eröffnung nicht gefeiert, eine Glanzleistung ist er tatsächlich nicht. Wo hier die Milliarden an Steuergeldern vergraben wurden, bleibt unklar. Hier im Bild der inzwischen recht bekannte fliegende Teppich im Terminal 1.

Nach ein paar kritischen Worten zurück zum Nahverkehr. Ein modernisierter Dreiviertelzug der Baureihe 481 passiert am Bahnhof Westhafen neuerdings genutzte Bauvorleistung für die „City-S-Bahn“ zum Hauptbahnhof.

Zunächst soll zwischen Gesundbrunnen über Wedding eine neue Linie S15 zum Hauptbahnhof verkehren. Berlin erhält einen zweiten Nordsüdtunnel, von dem der erste Bauabschnitt vom nördlichen Ring (Westhafen und Wedding) bis zu einer Interrimshaltestelle am Hauptbahnhof derzeit in Bau ist – Eröffnung dem Vernehmen nach 2021. Die Linie wurde zunächst als S21 bezeichnet, doch diese Bezeichnung ist aufgrund eines anderen Vorzeigeprojekts Deutscher Ingenieurskunst („Stuttgart 21“) verbrannt.

Eines fernen Tages, wenn man fertig gestritten hat, wie diese Linie durchs Regierungsviertel geführt werden kann, soll sie weiter über den Potsdamer Platz, Gleisdreieck und Yorckstraße nach Schöneberg bzw. Südkreuz führen. Über diesen Abzweig könnte eines Tages die Linie der in Reaktivierung befindlichen Siemensbahn fahren.

Über den S-Bahnhof Beusselstraße ging es für den letzten Sonnenuntergang am in Betrieb befindlichen Flughafen zurück nach Tegel. Unterwegs hielt ich die Sonderbeschilderung der TXL-Busse zum Abschied am Scania-Wagen 4501 fest. Der Sondertext war als Wechseltext ausgeführt, auf einer zweiten Seite stand groß „Danke TXL“ samt BVG-Herz und Flugzeug.

Ein letzter Abend am Flughafen Berlin-Tegel. Sowohl Gelände als auch das ikonische Terminalgebäude sollen schrittweise einer Nachnutzung zugeführt werden. Neben einer Wohnbebauung ist ein Industriepark für urbane Technologien („The Urban Tech Republic“). Davon ist am Abend des 7. November 2020 aber noch nichts zu sehen.

Die Ess-Bahn am Abend – geschlossen, für immer.

Auf dem Rückweg nutzte ich noch einmal den TXL-Bus zum Hauptbahnhof, ehe mein Zug nach Hamburg fuhr sollte aber Zeit für ein Straßenbahnbild bleiben. Flexity 8018 als M8 zur Lüneburger Straße. Eine Weiterführung der Straßenbahn bis zum U-Bahnhof Turmstraße ist in Planung.

Zum Abschluss noch ein Bild des Flughafenexpress im Berliner Hauptbahnhof.