Berliner Ringbahngeschichten

Ende August ging es für einige Tage in die Bundeshauptstadt, dieses Mal lag der Fokus auf den Verkehren auf den Ringstrecken: Dem Berliner Innen- und Außenring. Dabei geraten insbesondere die Bahnhöfe Schönfließ und Buchholz am Nordring in den Blick, geschichtliche Ausflüge inklusive.

Am Mittwoch sollte ein Foto von einem Delta Rail-Zug entstehen, wie er auf den Innenring fährt. Wegen Bauarbeiten am Tage sollte der Güterverkehr vom Außen- auf den Innenring umgeleitet werden. Delta Rail schaffte es aber wohl noch vorher. Stattdessen zeige ich 442 333, welcher eigentlich nur Beifang sein sollte…

Auf dem Rückweg zum Bahnhof Gesundbrunnen hielt ich noch eine S-Bahn der Linie 25 nach Teltow Stadt fest. Sie verlässt den Bahnhof Bornholmer Straße und erreicht in Kürze Gesundbrunnen.

Das nächste Ziel war der westliche Innenring im Bereich der Messe. Am Kaiserdamm fuhren 193 296 mit einem EC-Leerpark und ein Vollzug der Baureihe 485 fotogen nebeneinander. Während es dem EC nach Grunewald zieh, geht es für die S-Bahn nach Halensee. Aufgrund von Bauarbeiten wurde die S8 als Ringbahn 41/42 ab Schönhauser Allee dorthin umgeleitet.

Eigentlich wollten wir den ÖBB-Werbetaurus „Licht ins Dunkel“ an dieser Stelle fotografieren, doch wurde es nichts mit Licht, stattdessen blieb es leider recht dunkel. Schade um die schöne Lok, die nun in der Böschung und Stadtautobahn versinkt, auf der es sich bis in die Mittagsstunden hinein noch staute…

Der nächste Halt war dann der „Überflieger“: Ein IC-Kiss aus Warnemünde gelangt über den Abzweig Wedding auf die Nord-Süd-Fernbahn und erreicht in Kürze den Berliner Hauptbahnhof. Seit dem Frühjahr werden von der Westbahn übernommene KISS auf der neuen IC-Linie Warnemünde – Dresden eingesetzt. Unten ist ein Schiff im Berliner Nordhafen zu sehen.

Vom Nordhafen ging es dann am Abend zur Spree, genauer gesagt an die Spindlersfelder Brücke, wo wir auf lokbespannte RE warteten. Über sie führen die Gleise des Berliner Außenrings zwischen dem Eichgestell und dem Grünauer Kreuz. Der RE 7 verkehrte leider mit einem Talent-Doppel, dafür die RB 14 mit einer „neuen“ Lok der Baureihe 147. Dessen Bild wurde allerdings durch das vom Ostbahnknicker überragt, der hier auch schließlich nicht stündlich verkehrt… 232 303 von DB Cargo zieht ihren Ostbahnknicker aus Kostrzyn nach Seddin, wo dann zur Weiterfahrt nach Österreich umgespannt wird.

Etwas später bei schönem Abendlicht begegnete uns noch der RE2-Verstärker von Berlin-Zoologischer Garten nach Cottbus Hbf. Diese Leistung „gehört“ dem angemieteten FLIRT 3 1429 022, welcher Transdev gehört. Die ersten zwei Jahre verbrachte der Zug bei der NordWestBahn, seit Dezember 2018 ist er bei der ODEG beheimatet. Hierbei handelt es sich um ein Einzelstück im Fuhrpark der ODEG, die in Berlin ansonsten nur mit ihren Doppelstock-Triebzügen „KISS“ aus dem Hause Stadler fährt.

Kurz vor „Licht aus“ ging es wieder an den nördlichen Berliner Außenring. Der IC-Kiss 4110 109 hat gerade das Karower Kreuz verlassen und befindet sich auf dem Weg nach Berlin.

Nachdem die Sonne leider hinter Schlonz versank fuhr 112 187 mit einem RE 5 nach Stralsund Hbf vor die Linse.

Der nächste Morgen begann wie der Abend endete: Am nördlichen Berliner Außenring. Die französische Maschine 37 050 von Akiem ist eine Alstom Prima EL3U/4, welche in Frankreich, Deutschland und der Schweiz eingesetzt werden kann. Mit einem Kesselzug am Haken passiert sie in wenigen Augenblicken den Bahnhof Schönfließ – zu dessen Geschichte gleich mehr.

Am Bahnhof Schönfließ halten heute nur noch S-Bahnen. Er ist der am wenigsten genutzte Bahnhof im Berliner S-Bahn-Netz. Das dürfte nicht zuletzt an der mangelnden Bebauung im nahen Umfeld liegen. Die Siedlung beginnt erst rund 470 Meter Luftlinie vom Bahnhof entfernt, zu ihr führt quer über das Feld ein Weg. Auch aus dieser S8 mit 485 121 an der Spitze sollte niemand aussteigen.

Zur Umfahrung von West-Berlin enstand in den 1950er-Jahren der Berliner Außenring, dieser Abschnitt (Karower Kreuz – Birkenwerder) ging 1952 in Betrieb. Ab 1953 wurde der Bahnhof als Kontrollbahnhof genutzt, später im Jahr wurde der Bahnhof auch für Fahrgäste freigegeben. Der S-Bahn-Verkehr wurde erst nach dem Mauerbau aufgenommen, in gerade einmal rund zehn Wochen wurde die Strecke mit Stromschienen versehen, um Oranienburg wieder an das S-Bahn-Netz anzuschließen. Seitdem fand ein Mischbetrieb von S- und übriger Eisenbahn statt.

Mit ein wenig mitgebrachter Höhe lassen sich die heute zum Teil ungenutzten Bahnanlagen in Schönfließ wesentlich besser überblicken. Ursprünglich war der Bahnhof viergleisig: Durch die Mitte verliefen zwei durchgehende Hauptgleise von denen jeweils ein Gleis samt Außenbahnsteig für den Personenverkehr abzweigte. Seit 1984 verkehren die Züge der S-Bahn auf eigenen Gleisen, im selben Jahr wurden auch die Fernbahngleise elektrifiziert.

Auf diesem Bild aus luftiger Höhe verlässt 485 044 als S8 den Bahnhof Schönfließ, während rechts daneben der leere RE 3-Verstärkerpark mit 114 027 als Zuglok am verwaisten Bahnsteig wendete.

Stichwort Wende: Nach der Wende wurde der spärliche Regionalverkehr am 28. Mai 1995 eingestellt, die beiden Regionalbahnsteige wurden außer Betrieb genommen, später baute man das nörliche Bahnsteiggleis zurück. Berlin wurde wieder auf kürzerem Weg als dem Außenring erreichbar, so auch für die S-Bahn aus Oranienburg, welche bereits seit Mai 1992 wieder auf kurzem Weg via Frohnau fährt. Dennoch ist die ausschließlich mit Halbzügen verkehrende S-Bahn auf dem Außenring weiter in Betrieb…

Nach einigen Bildern am Außenring ging es an den Innenring. Die Maxima 1263 001 hat mit ihrem Zug gerade die Ring-S-Bahn am Bahnhof Storkower Straße in Richtung Norden unterquert. Neben Güterverkehr und der Regionalbahn zum Ostkreuz finden über diese Strecke die Ein- und Aussetzfahrten von DB Fernverkehr zwischen Gesundbrunnen und Rummelsburg statt.

Die S-Bahn überquert den Berliner Innenring: Die Ringbahn 42 mit 480 581 an der Spitze verlässt den Bahnhof Storkower-Straße – ihr nächster Halt: Landsberger Allee.

Am letzten Tag in und um Berlin steuerten wir für einen Verstärkerzug von DB Regio Nordost Bernau bei Berlin an. 143 267 zieht Wagen des derzeit nicht verkehrenden IRE Berlin – Hamburg als „Ostseeexpress Stralsund“ durch Bernau. Leider spielte das Wetter nicht mehr mit. Neben den Gleisen der Stettiner Bahn befand sich früher wohl mal ein drittes (Anschluss-)Gleis, von welchen nur noch ein paar Überreste existieren, so z.B. auch die längst nicht mehr betriebenen Lampen.

„480 059 hat den Bahnhof Buchholz verlassen“ hätte man vielleicht lesen können, doch es kam anders. Zeit, für einen zweiten Blick in die Geschichte. Fast so prominent wie 480 059 ist das Hl-Signal links im Bild platziert, man erkennt gleich wo man ist: Im Osten der Republik. Hinter ihm ist die S-Bahnstrecke nur noch eingleisig.

Der Bahnhof Buchholz ist der Wende zum Opfer gefallen. Auf den ersten Blick könnte man meinen, hier sei etwas stillgelegt worden, doch dem ist nicht so. Wohl im Rahmen der Trennung von S- und Fernbahn legte man diesen Bahnsteig als Bauvorleistung an, und verlegte auch entsprechend die Stromschienen nach außen.

Währenddessen passierte die MEG mit 145 068 an der Bucher Straße.

Der Blick war dieser Tage wie bereits erwähnt auch auf die lokbespannten RE gerichtet. Seit geraumer Zeit befinden sich zahlreiche Loks der Baureihe 147 bei DB Regio Nordost, sodass die älteren Loks der Baureihen 112, 114 und 143 wohl bald aus dem Stadtbild verschwinden dürften. 112 109 zieht einen RE 5 aus Berlin in Richtung Norden.

Zurück auf die andere Brückenseite zum Bahnhof Berlin-Buchholz. Bis zur Wende waren im Norden Ost-Berlins, so auch in Französisch Buchholz neue Großwohnanlagen geplant, welche man mit der S-Bahn anschließen wollte. Hierfür wurden zwischen dem Karower Kreuz (hinter dem Fotografen) und Mühlenbeck-Mönchmühle (theoretisch hinten im Bild) die Bahnhöfe Buchholz und Arkenberge geplant.

Durch die Wende entfiel der Bedarf an dieser Stelle, sodass die Planungen für mögliche Bahnhöfe im Jahre 1990 ad acta gelegt wurden. Ob an diesem Bahnsteig jemals ein S-Bahn-Zug halten wird?

Zwei ehemals bei der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) eingesetzte Talent-Dieseltriebzüge haben bei der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) als VT 0003 bzw. 0004 eine neue Heimat gefunden. Die Herkunft leugnen die Züge nicht, so zeigen die Zugzielanzeigen „Willkommen bei der BOB“ an. VT 0003 passiert aus Berlin kommend den Bahnhof Bergfelde. In Birkenwerder wird diese RB noch einmal auf die S8 treffen, mit der sie bereits einige Kilometer parallel fuhr. Diese nimmt bloß den „Umweg“ über Hohen Neuendorf.