Der Wochenendnachtverkehr ist mancherorts ein Stück weit eine kleine Zeitmaschine, so zum Beispiel auf den Linien S1 und U3.
Seit Dezember 2008 wird die S1 in Ohlsdorf geteilt, sodass ungeteilte Vollzüge nach Poppenbüttel nur noch in Tagesrandlage oder im Nachtverkehr zu beobachten sind. Der Flughafen wird in Tagesrandzeiten nur alle 20 Minuten und nachts gar nicht angefahren – logisch: Der Flughafen ist nachts geschlossen.
Auch auf der U3 fühlt man sich in die Vergangenheit versetzt, in diesem Fall in die Jahre 2005 bis 2009: Wegen des Projektes „Linientausch U2/U3“ am Berliner Tor, liefen die Züge in Richtung Osten jeweils auf die andere Linie über. So fuhren die Züge der Linie U3 von Barmbek über den westlichen und südlichen Ring „nach Berliner Tor“ und dann weiter als U2 nach Wandsbek-Gartenstadt. Erst 2009 wurde der Wechsel in der Gegenrichtung fertiggestellt. DT4 140, seines Zeichens Versuchsträger für elektrisch betriebene Türen, beim nächtlichen Fahrgastwechsel in der Station Landungsbrücken.
Die Zwischenzüge des 5 Minuten-Taktes fuhren früher oft zwischen Billstedt und Schlump – mit 4 Wagen-Zügen, heute sind es die 10 Minuten-Takt-Züge im Nachtverkehr zwischen Berliner Tor und Schlump. DT4 136 verlässt in Kürze die Haltestelle Rödingsmarkt. Beim Redesign erhielt er nur dunkel folierte Türen, der Wagenkasten wurde … irgendwie „vergessen“…
Wenige Minuten später war es DT4 206, welcher auf dem Weg zum Berliner Tor aufgenommen werden konnte, leider mit teilweise defekter ZZA-Beleuchtung.
Anschließend sahen wir uns am Rathausmarkt um, wo z.B. ein moderner Citaro C2 als 109 zur Alsterchaussee aufnahmen. Dieses Ziel sieht man tagsüber nicht, fahren doch alle Busse durch bis zum U-Bahnhof Alsterdorf – nachts endet die 109 bereits an der Alsterchaussee. Inzwischen wurde die Linie zum Metrobus aufgewertet und heißt simpel „19“.
Nicht alle Nachtbuslinien haben am Wochenende „frei“, nach Altona fährt dennoch ein Nachtbus, in diesem Fall ein Citaro C2-Gelenkbus mit bunter Vollwerbung für das Heidepark-Resort.
Zurück zur U-Bahn: Eine Streckensperrung zwischen Wandsbek-Gartenstadt und Wandsbek Markt führte für einige Wochen zu einem spannenden Baustellenverkehr: Die U3 fuhr ausschließlich im Ring, während die Züge der Linie U1 aus den Walddörfern nach Barmbek (natürlich unter Flagge der U3) verschwenkt wurde. So erspart man sich einen Kehrbetrieb mit zwei Linien, die tagsüber alle fünf Minuten verkehren. Zum Einsatz kamen 120m-Züge, nachts jedoch nicht: Links wartet eine frisch umgeschilderte U1 aus den Walddörfern auf die Weiterfahrt nach Barmbek, während nebenan der Gegenzug nach Ohlstedt auf seine Weiterfahrt wartet.
Zwischen Barmbek und Wandsbek-Gartenstadt fuhren die Züge ganz regulär als U3, um die Fahrgäste nicht zu irritieren, wenngleich mit einem Hinweis „Der Zug fährt dann weiter auf der U1 Richtung Volksdorf“ auf den digitalen Zugzielanzeigen am Bahnsteig. Für DT4 114 endet die Fahrt nicht in Wandsbek-Gartenstadt, sondern erst in den Walddörfern.
Beitrag veröffentlicht im August 2021.