Dieselpiste im Süden – pure Nebenbahnromantik

Am zweiten Tag rund um Mühldorf widmeten wir uns noch einmal den Dieseltriebwagen der Baureihe 628 mit Nebenbahnflair, wenngleich wir erneut ohne Sonne auskommen mussten…

Als erstes Ziel fiel uns zunächst der Haltepunkt Wiesmühl an der Alz zufällig bei der Überfahrt des Bahnübergangs auf, an dem die Fotografen dann auch auf den VT 628 warteten. Dieser Haltepunkt sieht doch sehr der Natur überlassen aus, wenn man mal vom Bahnsteig absieht. Nicht mehr lang, und man könnte von einem Rasengleis sprechen. Die an Sonntagen nur zweistündlich verkehrende RB 47 passiert Wiesmühl an der Alz langsam ohne Halt, denn gehalten wird hier nämlich nur bei Bedarf.

Als eigentliches Ziel wurde der Alzkanal auserkoren. Beim Warten im warmen Auto überraschte allerdings 294 606 von DB Cargo mit einer Übergabe die Fotografen. Der Jagdinstinkt in uns wurde geweckt und wir fuhren hinterher. Unweit des eigentlich geplanten Fotostandorts konnten wir auch schon das Ziel des Zuges erspähen: Das AlzChem-Werk in Schalchen. Nachdem die Verschlusseinrichtung aufgeschlossen und die Weiche gelegt wurde, ging es die letzten Meter zu AlzChem.

Die V90 stellte den Zug vor das Werkstor und rangierte dann bereits an die Wagen, die vom Gelände nach Trostberg mitgenommen werden sollten. Zum hereinziehen rangierte dann diese Gmeinder-Rangierlok an den Zug.

„Lok 3“ mit dem Taufnamen „Franzi“ von AlzChem mit ihrem Zug. Wenig später drehte der Motor auf und die Räder kurz durch, ehe es aufs Werksgelände ging. Die Gmeinder 5237 wurde 1960 gebaut und erst 1967 nach Schalchen geliefert, seitdem rangiert sie hier die Züge.

Auf Nachfrage beim überaus freundlichen Zugpersonal erfuhren wir, dass die Rückfahrt nach Trostberg noch vor der nächsten Regionalbahn stattfinden sollte. Als Motiv für die Übergabe von Schalchen nach Trostberg wählten wir den Alzkanal unweit des Haltepunkts Schalchen – eigentlich wollten wir hier den VT 628 umsetzen.

Da das Kanalmotiv nun schon umgesetzt wurde, fuhren wir zurück zum Haltepunkt, der ein recht kurzes aber dafür gar nicht so kleines Dach besitzt. Auch Schalchen ist nur ein Bedarfshalt, zum Glück der Fotografen erschien wenige Minuten vor der Abfahrtszeit ein Radfahrer, der mit dem Zug fahren wollte, sodass der Triebwagen zum Halten kam.

So entstand dann noch ein weitwinkliges Bild vom Bahnsteig aus, der kaum länger als ein VT 628 ist. 628/928 629 auf dem Weg nach Traunreut.

Da die Streckenhöchstgeschwindigkeit nicht sehr hoch ist, ging es schließlich nochmal schnell ins Auto, um die RB 47 zu überholen. Dies gelang auch ganz knapp – doch ist die ungeplante Umsetzung mit dem Alz-Kanal im Hintergrund wohl sogar besser als von der Kanalbrücke aus… In Kürze erreicht 928/628 629 den Bahnhof Trostberg.

Als nächstes stand die Rückfahrt der V90 von Trostberg nach Mühldorf auf dem Plan. 294 606 passiert einige Wohnhäuser am Alz-Kanal auf dem Heimweg.

Schließlich warteten wir an dieser Fotostelle auch auf die Regionalbahn nach Mühldorf. Zum Einsatz kam hier der 628/629 584.

Für die Rückkehr des soeben fotografierten Zuges fuhren wir dann weiter nach Altenmarkt an der Alz, wo der 928/628 584 im Bogen vor der Kulisse des Klosters Baumburg aufgenommen werden konnte. Die Klosterkirche St. Margareta stammt aus dem 11. Jahrhundert. Für einen Augenblick bestand Hoffnung auf ein erstes Sonnenbild dieser Tage, doch verschwand sie rechtzeitig wieder zwischen den dicken Wolken…

Anschließend musste leider schon der Rückweg nach München angetreten werden. Bei Ebersberg legten wir den letzten gemeinsamen Fotohalt des Wochenendes ein, zunächst um einen Vollzug der Baureihe 423 als S6 von Ebersberg nach Tutzing im engen Bogen aufzunehmen. Rund um den Bahnhof gibt es einige enge Bögen, unter anderem diesen 90°-Bogen. Die Streckenhöchstgeschwindigkeit beträgt hier daher gerade einmal 30 km/h.

Etwas später folgte auch die Regionalbahn in Form eines einzelnen VT 628: 628 688 hat Ebersberg als RB 48 aus Wasserburg am Inn nach Grafing Bahnhof verlassen. Durch die engen Bögen und unbeschrankten Bahnübergänge hört man den Zug hier schon mehrere Minuten bevor man ihn sieht – jedenfalls in dieser Fahrtrichtung.

Nachdem das Gepäck wieder eingesammelt wurde, ging es mit der Straßenbahn in die Innenstadt. Nach einem Verpflegungshalt wurde noch auf einen ET 420 am Karlsplatz (Stachus) gewartet. Hier läuft die Sanierung der Tunnelstation noch. Für 420 437 ging es nach einem ungewöhnlich langem Halt weiter über den Ostbahnhof nach Maisach.

Das letzte Bild des Bayern-Ausflugs entstand am sanierten S-Bahnsteig des Münchener Hauptbahnhofs, wo sich zugleich der Nullpunkt der Streckenkilometrierungen findet: Der Zug verlässt in wenigen Metern die Strecke 5550 (München Ost – Hbf) und erreicht dann die Strecke 5540 (München Hbf – Pasing). 423 166 fährt auf dem Weg nach Herrsching in den Hauptbahnhof ein und wird kurze Zeit später bereits wieder das Tageslicht erblicken, ebenso wie der Fotograf, den es im Anschluss in den ICE in die Heimat verschlug.