50 Jahre S-Bahn München

Nicht nur die U-Bahn in München darf sich über ein halbes Jahrhundert Bestehen freuen, die S-Bahn folgt ein Jahr später. Nach der Tour durch die Münchner U-Bahn folgt nun ein kleiner Ausflug zu alten und alt aussehenden Triebzügen sowie ein bisschen „großer“ Eisenbahn.

Zunächst ging es in den Westen Münchens, genauer gesagt nach Pasing. Dort hat die nur zur HVZ verkehrende Linie S20 ihren eigenen Bahnsteig – und fährt auch gerne mal nur mit einem Kurzzug. 420 432 war an diesem Tag unterwegs nach Höllriegelsreuth.

DB Regio Bayern sticht durch eines hervor: den unfassbar bunten Fuhrpark. Zwar sind die n-Wagen auch hier seit einigen Jahren Geschichte – und das noch nicht mal als letztes in dem Bundesland, das eigentlich gerne mal den Nachzügler spielt – dafür prägen verschiedenste moderne Triebzüge und auch lokbespannte Wendezüge das Bild. Ein Talent 2 der Baureihe 2442 verkehrte als RB 6/S6 nach Innsbruck Hbf, im Gepäck zwei weitere Zugteile, die auf dem Weg abgekuppelt werden. Die etwas irritierende Linienbezeichnung rührt daher, dass der Zug auf österreichischer Seite als S-Bahn verkehrt – so kommt es dazu, dass in München zwei verschiedene Linien die Bezeichnung „S6“ tragen.

Dann war auch schon der nächste Oldie an der Reihe, 420 442 führte das Gespann auf der S3 an. Liebevoll werden sie Olympiatriebzüge genannt, in ihrer markanten beige/blauen Lackierung läuteten sie 1972 zur Olympiade das S-Bahnzeitalter in München ein.

Die Ablösung für die alten Triebzüge präsentiert sich in großer Stückzahl ebenfalls in München, die Baureihe 423 ist mittlerweile auch seit über 20 Jahren im Einsatz und bringt Fahrgäste an ihr Ziel. Deutlich runder ist die Front geworden, man wollte ein modernes Design erschaffen, wie es sich für eine S-Bahn des neuen Jahrtausends gehört – im Jahr 2000 erreichten die ersten Einheiten nach einem kurzen Intermezzo bei der Expo2000 in Hannover die bayrische Landeshauptstadt.

Abgelöst wurden die Altbauzüge bereits im Jahr 2004, zum damaligen Fahrplanwechsel ging der letzte ET 420 außer Betrieb. Doch die in die Jahre gekommenen Züge heißen nicht umsonst „Heilige ET“. Nachdem sich die ersten Züge in München bestens bewährten, durften weitere Einheiten beispielsweise in Stuttgart oder Frankfurt (M) ebenfalls die ersten S-Bahnen sein. 480 Stück wurden in ganzen acht Bauserien gebaut, wenige andere Baureihen können da mithalten. 1997 rollte schließlich der letzte Zug aus den Hallen, nach über 25 Jahren! Während also die Einheiten in München schon etwas angestaubt waren, fuhren in anderen Netzen dagegen nahezu neue Züge.

2014 kehrten 15 modernere Züge aus Stuttgart zurück und verkehrten zwischen Dachau und Altomünster, die Stammstrecke durften sie wegen fehlender LZB-Ausstattung nur in Tagesrandlage befahren. Weitere 21 Einheiten folgten 2017, allesamt erhielten sie eine grundlegende Modernisierung – inklusive LZB – und so verkehren heute 36 Züge zu allen Tageszeiten auf mehreren Linien. Das wird sich 2004 auch niemand vorgestellt haben…

Vor nunmehr 50 Jahren fanden die olympischen Spiele in München Stadt – und ein kleiner Teil der ursprünglichen Lackierung kehrte zurück auf die Gleise. Der Endwagen 423 683 wurde auf der Front im angepassten alten Design beklebt, der Rest des Zuges ist knallbunt mit verschiedenen Motiven, die die vergangenen 50 Jahre widerspiegeln und quasi als Abschluss den Klimaschutz mit einbeziehen – wie so oft bei Werbebeklebungen von Zügen in der aktuellen Zeit. Begleitet wird die Aktion von einer großen Werbekampagne mit Sprüchen wie beispielsweise „5(S) Jahre um die Häuser ziehen“.

So sieht der Großteil der S-Bahnen in München aus. Frisch aus dem Redesign kommende Züge der Baureihe 423, die in diesem Zuge eine sehr ansprechende Auffrischung inklusive Moodlight im Innenraum, neue LED-Anzeigen und vor allem eine neue Lackierung bekommen haben. Letztere freut die Fotografen natürlich, glänzen die Züge doch regelrecht – und im Gegensatz zu anderen Netzen wie z.B. Bremen, Hannover oder auch Hamburg gibt es in München nahezu gar kein Graffiti auf den Zügen, gleiches gilt für den Regionalverkehr.

Dank des Kopfmachens im Ostbahnhof fuhr der bunte Triebzug auch Richtung Norden einen Teil der Strecke mit der Front im Design vergangener Jahre voraus. Hier verlässt das Doppel gerade den Haltepunkt Fasangarten und rollt in Richtung Giesing.

Dreht man sich um, erblickt man dieses Überwerfungsbauwerk. Die S3 fährt in Richtung Holzkirchen ab München Ost zunächst im Linksverkehr und überquert dann hier die somit höhenungleich ausfädelnde S7. Wie schon zuvor hatten wir es auf einen ET 420 abgesehen.

Doch nicht nur die alten oder bunten Züge sind für die norddeutschen Fotografen sehenswert, auch ein normales verkehrsrotes Doppel kann man mal mitnehmen – schließlich sehen die Züge deutlich anders aus als das Rollmaterial der S-Bahn Hamburg, wobei zumindest zur Baureihe 474 eine technische Verwandtschaft besteht. Letztere geht sogar so weit, dass die Züge in der selben Halle gebaut wurden. Obwohl zeitgleich im Jahr 1994 in Auftrag gegeben, schaffte es dann die Insellösung für die norddeutsche Metropole ganze drei Jahre früher in den Fahrgastbetrieb – wenn auch alles andere als störungsfrei.

Noch ein netter Fakt am Rande ist eine weitere Verwandtschaft zu einem Zug aus Hamburg. Die Antriebsanlage des 423 besitzt einige Ähnlichkeiten zum DT4 – einer U-Bahn also. Wer genau hinhört, vermag vielleicht sogar klangliche Ähnlichkeiten einiger Züge auszumachen.

Die Stationen auf der Stammstrecke werden momentan saniert. Entsprechend sieht es teilweise auch aus, eine nackte Betonwand begrenzt den Bahnsteig am Marienplatz. Schön ist anders, doch es hat auch durchaus seinen Charme als Motiv für einen der Heiligen ET.

Die Züge sind mittlerweile seit 50 Jahren in Deutschland unterwegs – zum Geburtstag der S-Bahn München wurden auch sie ein halbes Jahrhundert alt. Möglicherweise ein Stück ihrer Zeit voraus waren die Prototypen damals, hatten sie doch bereits eine LZB-Einrichtung. Die im Jahr 2014 einen uneingeschränkten Einsatz verhindernde fehlende LZB war bereits einmal vorhanden gewesen, bereits damals prüfte man den Nutzen einer solchen Ausrüstung für dichtere Taktfolgen auf der Stammstrecke. Das Sicherungssystem wurde jedoch 1983 wieder entfernt, erst zum ersten Einsatzende 2004 wurde die Stammstrecke erneut mit dieser Technologie befahren, die mögliche Anzahl an Zügen pro Richtung stieg damit von 24 auf 30.

Während die Station Marienplatz nicht gerade durch Schönheit glänzt, ist der Hauptbahnhof bereits fertig. Im Gegensatz zur S-Bahn Hamburg entschied man sich im Süden für das aktuelle Design der Deutschen Bahn und verkleidete den Bahnhof in rot und lichtgrau.

Wie viele Bahnhöfe an der Stammstrecke ist auch der Hauptbahnhof mit der sogenannten „Spanischen Lösung“ gebaut, bei der der Zug auf beiden Seiten einen Bahnsteig hat. So werden einsteigende Fahrgäste auf den Mittelbahnsteig, aussteigende Fahrgäste auf einen der Außenbahnsteige geleitet, das Ergebnis ist in Kombination mit zentral geöffneten Türen ein deutlich schnellerer Fahrgastwechsel.

Oben bei der „großen“ Eisenbahn bespannte dann eine lang ersehnte Werbelok den Alex nach Hof und Prag, 183 001, die für 175 Jahre Eisenbahn in Deutschland wirbt. Neben der 183 001 ist z.B. auch die 183 004 mit Werbebeklebung unterwegs und erstrahlt in einem knalligen pink – gebrandet als „Alexa“ anstelle von „Alex“.

Eigentliches Ziel war aber diese im Zuge von Störungen kurzfristig am Hauptbahnhof endende S1 zum Flughafen München. Auf der gesamten Stammstrecke ist im Tunnelabschnitt kein Kehren möglich, man hätte bis zum Ostbahnhof fahren müssen. Stattdessen entschied man sich für den Hauptbahnhof, auch hier ist man dennoch eingeschränkt: Nur die Gleise 27 bis 36 ermöglichen eine Fahrt auf die Stammstrecke, sodass der Zug letztendlich auf dem vorletzten Gleis ganz weit draußen bereitgestellt wurde und den Hauptbahnhof mit exakt einem Fahrgast an Bord verließ.

Wie bereits erwähnt ist der Fuhrpark von DB Regio in Bayern äußerst bunt. Auch die Loks der Baureihe 111 verrichten hier noch ihren Dienst, an die Stelle der n-Wagen sind mittlerweile Doppelstockwagen gerückt. Schön anzusehen sind sie trotzdem, erst recht bei Nacht in der großen Halle des Münchner Hauptbahnhofs.

Ebenfalls nicht mehr taufrisch sind die „Wanderdünen“ der Baureihe 628. In Tagesrandlage erreichen sie noch immer München Hbf, ansonsten fahren zwischen ebenjenem und Mühldorf (Obb) Doppelstockzüge.

Damit endet der erste Tag der Fototouren durch den Süden, der nächste führte die Fotografen dann ein wenig aus der Stadt heraus.