Ein nicht enden wollendes Hochdruckgebiet über Deutschland – wie gemacht für Fototouren, Spritpreisen von „nur“ knapp unter 2€ pro Liter zum Trotz! Ganz nebenbei auch die erste große Tour nach langer Zeit für den Autor dieser Zeilen… Nachdem ohnehin schon eine Tour ins Ruhrgebiet geplant war, wurde die Planung kurzerhand um einen Tag in Niedersachsen erweitert.
Früh ging es los, noch vor dem Frühstück tauchten zwei Fotografen bei eisigen Temperaturen in der Nähe von Bardowick auf. Mit der aufgehenden Sonne erschien NJ 40470 und erreicht die Zielgerade seiner langen Reise von Zürich HB nach Hamburg-Altona.
Nachdem die Sonne ein wenig höher stand, ließen sich auch Züge aus Richtung Hamburg im Spiel zwischen Licht und Schatten fotografieren. Eine RB 31 hat ihr Ziel Lüneburg fast erreicht. Gezogen wird sie von der 146 502, die bereits das Redesign durchlaufen hat und das äußerst umstrittene neue Farbschema der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen – kurz LNVG – trägt. Wie ein Design, das für die Traxx 3 entworfen wurde und ohne nennenswerte Änderungen für die Vorgängerbaureihen 146 und 246 übernommen wurde, aussieht, sieht man nun immer mehr beim Metronom.
Die Sonne stieg weiter, sodass die Züge mittlerweile vollständig im Sonnenlicht leuchteten. Völlig überraschend zog 193 365 einen etwas modellbahnhaft wirkenden Güterzug in Richtung Lüneburg.
Wie auch einige andere Vectrons von DB Cargo ist sie Bestandteil der „I am…“-Serie. „I am the Backbone of the economy“ ziert die beiden dunklen Loks aus der Reihe, im Gegensatz zu ihrer Schwester hat diese allerdings keine Zulassung für Italien – und damit auch keinen roten Streifen auf der Front, der das Design verdeckt.
Der eigentliche Grund für das frühe Aufstehen war einer der mittlerweile raren lokbespannten Fernverkehrszüge auf dieser Strecke. 101 078 hat den IC 2083 „Königssee“ und den IC 2085 „Nebelhorn“ am Haken. Dieser Zug hat nicht nur keinen Steuerwagen, er wird zudem in Augsburg Hbf geteilt, eine Hälfte fährt nach Berchtesgaden, die andere mit einer BR 218 nach Oberstdorf.
Nach dem Frühstück probierten wir eine Fotostelle an der Ausfahrt des Lüneburger Güterbahnhofs. Wie erwartet erreichte die Sonne die Gleise noch nicht, sodass DB Cargo im Dunkeln über die Weichen rumpelte.
Aufgrund der noch tiefen Sonne wechselten wir in den Bahnhof Lüneburg. 185 071 von DB Cargo durchfährt diesen mit einem durchaus fotogenen gemischten Güterzug.
Purer Alltag in Lüneburg sind die Züge des Metronom. Der RE 3 verbindet stündlich Hamburg mit Uelzen und fährt seit einigen Jahren weiter nach Hannover, das Ganze zulasten des RE 2, der seitdem alle zwei Stunden nach Hannover eingekürzt wurde, anstatt von Göttingen bis nach Uelzen durchzufahren. Zwar müssen die Fahrgäste aus Richtung Göttingen nun öfter umsteigen, allerdings profitieren sie von einem gestiegenen Sitzplatzangebot: Der RE 3 wird mit sieben Wagen gefahren, der RE 2 kann aufgrund kürzerer Bahnsteige südlich von Hannover nur mit sechs fahren.
Ein mehr oder weniger kurzer Abstecher in Richtung Osten führte uns nach Echem an der Bahnstrecke Lübeck – Lauenburg – Lüneburg. Alle Stunde verkehrt der RE 83 mit einem einzelnen LINT 41, teilweise fährt der Triebwagen unter anderer Zugnummer sogar weiter bis Kiel.
Wie an so vielen Bahnstrecken finden sich auch hier die Reste vergangener Tage, deutlich zu erkennen ist der einst mehrgleisige Bahnhof, wer genauer hinschaut entdeckt sogar die kleine Ladestraße am Bahnhofsgebäude.
Wenige Tage nach der Aufnahme dieses Fotos hat der LINT sein DB-Logo verloren. Er gehört zur Transferflotte, die im künftigen XMU-Netz zum Einsatz kommt. Zuerst werden die Züge bei erixx Holstein eingesetzt, später dann bei der nordbahn, jeweils um die (geplant) erst nach Betreiberwechsel bereitstehenden neuen FLIRT AKKU zu ersetzen. Hierfür erhalten sie oberhalb der Dachkante ein NAH.SH-Branding sowie einen zusätzlichen blauen Akzentstreifen unter den Fenstern.
Nach dem RE 83 sollte nun eigentlich eine Überführung anstehen. Anlass war der Verkauf des „Ameisenbären“ von der OHE an die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg, kurz AVL, der am 26. Februar von Celle über Soltau nach Winsen überführt wurde. Aufgrund von eventuellen Sturmschäden (es war die erste Fahrt nach mehreren Stürmen) wurde nur sehr langsam gefahren, zwei Stunden Mittagspause in Soltau und immer wieder feste Bremsen taten ihr Übriges, sodass wir am Ende rund vier Stunden in Hützel ausharrten und zusehen mussten, wie aus ein wenig Frontschatten stärkstes Gegenlicht wurde, bis der kleine Triebwagen endlich auftauchte.
Der VT 0508 wurde bereits im Jahr 1937 von der Waggonfabrik Wismar gebaut und entstammt der Serie des Typs „Hannover“. Die kleinen Triebwagen konnten mit einem niedrigen Anschaffungspreis bei gleichzeitiger Robustheit und trotz allem Komfort aufwarten. Die Sitze der 3. Klasse sind gepolstert, die bewährten Ford Motoren des Typs AA, mittlerweile BB, konnten leicht erreicht werden und waren bei Straßenfahrzeugen weit verbreitet, sodass Reparaturen keine große Hürde darstellten.
Nachdem der Triebwagen durchgefahren war, nahmen wir die Verfolgung auf. Eine entspanntere Verfolgungsjagd wird man aber selten erlebt haben, trotz ruhiger Fahrweise tauchten wir runde 10 Minuten vor dem Zug auf einem Feld irgendwo zwischen Hützel und Egestorf auf, wo der kleine Triebwagen im abendlichen Streiflicht erneut fotografiert wurde. Eine dritte Fotostelle erreichte er leider nicht mehr im Hellen, sodass die Heimfahrt angetreten wurde.