Nachdem wir die ersten beiden Tage in und um Kopenhagen verbrachten, ging es quasi zur Halbzeit für einen Tag auf die andere Seite des Sunds nach Schweden.
Da der schwedische Schnellzug X 2000 auf der Relation København Lufthavn – Malmö C günstiger war als der Øresundståg, wählten wir natürlich den wohl gemütlicheren Fernverkehr. Gut – durch die Fahrt zum Flughafen wars am Ende doch teurer, aber man soll ja nicht am falschen Ende sparen. Beim Warten auf den SJ 530 entstand noch ein Foto des unmittelbar vorausfahrenden Øresundstågs mit dem bei Skånetrafiken eingestellten X31K 4390 an der Spitze.
Da Dänemark und Schweden verschiedene Strom- und Zugsicherungssysteme verwenden, ist ein Systemwechsel nötig. Dieser erfolgt während der Fahrt auf der Insel Peberholm. Nach der Ankunft in Malmö C entstand noch ein Erinnerungsbild an die Fahrt. Der Malmöer Hauptbahnhof besteht aus zwei Teilen: Einem Kopfbahnhof sowie einem vor etwas mehr als zehn Jahren eröffneten Durchgangsbahnhof im Tunnel.
Zunächst ging es an die Oberfläche, wo tatsächlich ausnahmsweise auf einen bestimmten Bus gewartet wurde. Vorher fuhr noch ein MAN Lions City der neusten Generation am Hauptbahnhof vorbei – er fährt 100% elektrisch.
Dann kam das Objekt der Begierde. Vor einigen Jahren testete die VHH zwei Batteriegelenkbusse des Typs Exqui.City von Van Hool, offenbar wenig erfolgreich: Sie sind kaum im Fahrgastbetrieb gefahren und schließlich sang- und klanglos verschwunden. Bei Skånetrafiken kommen in Malmö 24 Meter lange Doppelgelenkbusse dieses Modells zum Einsatz, allerdings nur in einer Hybridvariante. Die Ähnlichkeiten zu Straßenbahnen sind kaum von der Hand zu weisen, sehen die Fahrzeuge doch vorn wie hinten ziemlich gleich aus. Auch sitzt der Busfahrer relativ mittig…
Nach dem kurzen Exkurs zum gummibereiften Nahverkehr in Malmö setzten wir uns in den nächsten Øresundståg in Richtung Hässleholm. Dort ist der südliche Endpunkt des privaten Krösatågen, welcher noch mit älteren Fahrzeugen fährt. Da diese Regionalzüge gar nicht so oft fahren, fuhren wir also zunächst bis in die „IKEA-Stadt“ Älmhult, um dort in einen solchen Zug einzusteigen.
Mit diesem X11-Zug fuhren wir dann bis Hästveda. Hierbei handelt es sich um einen ehemaligen S-Bahnzug, dessen Vergangenheit im Innenraum noch erkennbar ist – trotz Modernisierung: Neben bequemen Einzelsitzen besitzt der Zug auch ein modernes Fahrgasinformationssystem mit LED-Matrizen. Altbacken sieht er nur noch von außen aus.
Nach einem gut zwanzigminütigen Fußmarsch erreichten wir unsere Fotostelle – nicht ganz die, die wir gesucht hatten, aber auch nicht untauglich. Leider spielte das schwedische Winterwetter nicht ganz mit: Der Schnee war am Tauen und der Nebel hielt sich im Landesinneren hartnäckig. Als erster Zug fuhr uns ein Containerzug von Greencargo mit einer Rc4-Lokomotive vor die Linse.
Schließlich begegnete uns auch unser X11 von der Hinfahrt noch einmal. Dem aufmerksamen Betrachter mag bereits aufgefallen sein: In Schweden wird links gefahren. Leider war der Verkehr sehr überschaubar, sodass es mit nur diesen beiden Bildern wieder zurück zum Bahnhof ging.
Zurück im Bahnhof Hästveda warteten wir auf den Folgetakt des Krösatågen nach Hässleholm, welchen wir bei der Einfahrt zusammen mit einem Stationsschild und für deutsche Augen ungewöhnlichen Signal an einem Nachbargleis aufnahmen. Bei diesem Zug handelt es sich nicht um einen X11, sondern einen X14. Dieses Exemplar stammt ursprünglich vom Pågatåg in Malmö.
In Hässleholm entstand dann ein Bild aus der Kategorie „Nicht schön, aber einzigartig“: Der X14 vom Krösatågen wartet auf seine Rückfahrt, während Green Cargo mit einer Rd2-Lok überholt. Dabei handelt es sich um eine modernisierte Rc-Lok. Von der Rc-Lokfamilie wurden zwischen 1967 und 1988 360 Exemplare (zzgl. 6 Rm) von ASEA gebaut, keine Lokbaureihe ist in Schweden weiter verbreitet. Es handelt sich um Schwedens erste thyristorgesteuerten Serien-E-Loks.
Ebenfalls aus dem Hause ASEA stammen die Elektrotriebzüge der Baureihen X10 bis X14, von denen zwischen 1983 und 1992 insgesamt 101 Exemplare gebaut wurden. Sie kamen überwiegend bei Storstockholms Lokaltrafik und beim Pågatåg in Skåne zum Einsatz, werden aber seit 2016 ausgemustert und verschrottet. Wann ein Ersatz durch moderne Fahrzeuge auch hier ansteht, ist unbekannt.
Auf den ersten Blick ist die Gleisgeometrie im Bahnhof Hässleholm gewöhnungsbedürftig: Zwischen den Bahnsteigen befinden sich drei Gleise, welche für wenige Meter zu zweien zusammenlaufen. So können die Bahnsteige jedoch von zwei verschiedenen Zügen gleichzeitig genutzt werden, die nicht zwangsläufig in der Reihenfolge der Ankunft auch abfahren müssen. Ein X2K passiert die entsprechende Weichenverbindung.
In der Region Skåne verkehrt der Pågatåg, welcher quasi die S-Bahn im Raum Skåne darstellt. Zum Einsatz kommen hier nun Alstom Coradia Nordic, welche als X61 bezeichnet werden. Sowohl hier in Skåne als auch in Stockholm lösten die Coradia Nordic die Altbauzüge ab. Skånetrafiken besitzt für die Verkehre 99 Triebzüge, Nr. 77 mit dem Taufnamen „Ulf Trotzig“ erreicht gerade seinen Ziel- und Endbahnhof Hässleholm.
Nachdem ein Güterzug von Hector Rail mit 241.007 als Zuglok den Bahnhof ohne Halt passierte, aber noch Ablösepersonal auf dem Bahnsteig wartete, wollten wir den Bahnsteig wechseln. Auf dem Weg dorthin begegnete uns die Rc2 1105 von Green Cargo mit einem Mischer.
Es fuhr ein weiterer Alstom Coradia Nordic ein. Die 99 Züge wurden zwischen 2010 und 2019 ausgeliefert. Skånetrafiken organisiert die Verkehre nur, der Pågatåg wird von Arriva betrieben.
Wie erwartet kam wenige Minuten später ein weiterer Hector Rail-Güterzug eingefahren, dieses Mal ein Holzzug, bespannt mit einem Vectron, welcher bei Hector Rail die Baureihennummer 243 erhalten hat. Sie sind mit einer Funkfernsteuerung ausgestattet und können kurze Strecken dank eines Dieselmotors auch ohne Oberleitung zurücklegen. Zusätzlich ist passenderweise ein Rangiertritt angebracht. Dieser wird bei den Dual Mode-Vectrons, die die DB Cargo anschafft, deutlich größer ausfallen.
Durch einen örtlich nicht näher bezeichneten Vorfall in Hässleholm stand der Verkehr für einige Zeit still. Der Holzzug konnte immerhin noch einen Bahnsteigabschnitt weiter fahren.
Nachdem der Verkehr wieder aufgenommen wurde, ging es mit einem Øresundståg von Hässleholm zurück nach Lund. Zum Einsatz kam hierbei ein bunt beklebter X31K. Während bei ihm gerade die letzte Tür schloss, fährt nebenan der Pågatåg ein.
Im Dezember 2020 wurde in Lund eine neue Straßenbahn eröffnet, dessen Streckenlänge 5,5 Kilometer beträgt. Lunds spårväg verbindet den Bahnhof Lund mit der Großforschungsanlage ESS und hat dabei 9 Haltestellen. Für den Betrieb reichen sieben Fahrzeuge des Herstellers CAF („CAF Urbos 100“). Der Triebzug 05 erreicht hier die Endhaltestelle am Bahnhof Lund. Ein weiterer Ausbau ist projektiert.
Weiter ging es nach Malmö, wo auf den fast eine Stunde verspäteten Snälltåget aus Stockholm gewartet wurde. In Schweden nutzt die Privatbahn von ELL geleaste Vectron-Maschinen. Der 9 Wagen lange Zug war komplett ausgebucht… Auch wenn es die Farbe und deutsche Fahrzeugnummer nahelegt: Nach Deutschland kann diese Lokomotive nicht fahren, sie ist nur für Schweden und Norwegen zugelassen.
Neben den X2-Zügen kommen im Fernverkehr der Statens Järnvägar auch Triebzüge vom Typ Bombardier Regina zum Einsatz, welche hier als X55 bezeichnet werden. Insgesamt 20 dieser vierteiligen Triebzüge kommen seit 2010 zum Einsatz und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h.
Die beiden außenliegenden Bahnsteige besitzen nur ein Gleis, so auch dieser. X61 Nr. 097 wird in Kürze den Kopfbahnhof Malmö C in Richtung Åstorp verlassen.
Schließlich ging es wieder eine Etage tiefer in den Malmöer Citytunnel, wo vor der Rückfahrt über den Sund nach Dänemark noch einmal ein Pågatåg langzeitbelichtet wurde. Damit endete dann auch der kurze Ausflug auf die andere Seite des Öresunds…