Der erste Tag in Storkøbenhavn

Der erste Tag in Storkøbenhavn wurde mit einem City Pass zum Erkunden genutzt. Neben dem schwedischen X 2000 und den neuen EB-Lokomotiven stand auch die Kopenhagener Metro im Fokus.

Nur zufällig aus dem S-tog bemerkten wir am Bahnhof Østerport diesen schwedischen Schnellzug „X 2000“. Von den 43 gebauten Triebzügen der Baureihe X2 wurden zwölf für den Verkehr von und nach Dänemark ausgerüstet, sie werden seitdem als „X2K“ bezeichnet. In wenigen Minuten wird der X 2000 der Statens Järnvägar den Bahnhof Østerport in Richtung Stockholm verlassen.

Nachdem der X 2000 abgefahren war, bot sich ein freier Blick auf die Gleise des Regionalverkehrs. Während hier bis 2020 noch die Loks der Baureihe EA anzutreffen waren, hat nun die Baureihe EB die Doppelstockzüge übernommen. In unseren Breitengraden nennt man die Lok ganz simpel Vectron. 32 der 42 bestellten Loks sind bereits von Siemens an die DSB ausgeliefert.

Auf der anderen Seite passierte eine Gumminase der Baureihe MF die Fotografen. Sie erhalten nun neuerdings LED-Spitzenlichter. Links im Bild ist das Empfangsgebäude des im August 125 Jahre alt werdenden Bahnhofs Østerport zu sehen, eigentlich sollte es nur provisorisch errichtet werden. Doch Provisorien sind meist die beste Lösung; seitdem wurde das Empfangsgebäude mehrfach saniert – zuletzt im Rahmen des Neubauprojektes „Cityringen“ der Kopenhagener Metro.

Auf dem Weg zum Østerport begegnete uns „Vectron Nr. 1000“, für den wir nach Valby fuhren. Dort verkehrt auch der S-tog, der für deutsche Leser untypisch keine Liniennummern sondern nur Linienbuchstaben führt. Ein S-tog der Linie C nach Frederikssund verlässt den Bahnhof Valby.

Die meisten der ab 1996 gebauten S-Bahn-Züge der vierten Generation sind optisch in keinem guten Zustand. Werbezüge sucht man vergebens – mit einer Ausnahme: Manche Züge sind mit schwarzen Folien beklebt, welche für die „Nachtraben“ werben. Dabei handelt es sich um Ehrenamtliche, die sich in Ortsverbänden organisiert um die Jugendlichen im öffentlichen Raum kümmern.

Stichwort Optik: Etwas später wurde ein roter Achtteiler, ebenfalls auf der Linie C, aufgenommen. Die DSB plant, die Züge in den nächsten Jahren aufzuhübschen. Das ist – wie hier zu sehen – auch bitter nötig. Viele Linien- und Fahrtzielbänder sind inzwischen defekt oder gerissen und werden offenbar nicht instandgesetzt.

Zwischen 1996 und 2005 baute Alstom insgesamt 105 achtteilige (SA) und 31 vierteilige (SE) S-tog-Triebzüge. Bei einem Unfall im Jahr 2002 wurden zwei Züge so stark beschädigt, dass aus den unversehrten Resten ein neuer Zug zusammengestellt wurde – dabei wurde auf ein Umnummerieren der Wagen verzichtet.

Nach einigem Warten war es dann so weit: Vectron Nr. 1000, bzw. DSB EB 3240 fuhr mit ihrem Re nach Roskilde in Valby ein. Die Lok gilt als tausendste Lok der Vectron-Plattform und erreichte das Königreich am 24. Oktober 2021 – entsprechend sauber ist sie auch noch.

Die Loks unterscheiden sich von den deutschen Maschinen in einem Detail: An den Führerstandstüren sind zusätzliche Griffe angebracht, um die Tür leichter aus dem Gleisbereich heraus schließen zu können. Alle Loks haben sowohl DK als auch D für Deutschland im UIC-Raster stehen, 16 der 42 Loks werden perspektivisch für den elektrischen Fernverkehr zwischen Kopenhagen und Hamburg benötigt. Hier sollen ab Mitte der 2020er-Jahre Wagenparks von Talgo die MF-Züge ablösen, sie sollen mit zwei Loks im Sandwich gefahren werden. Noch ist das D allerdings durchgestrichen.

Nachdem Vectron Nr. 1000 abgehakt werden konnte, ging es weiter zur vollautomatisch betriebenen Metro, welche 2002 in Betrieb genommen wurde. Ein Automatikzug erreicht die Haltestelle DR Byen – zu deutsch etwa „DR-Stadt“. Der Stationsname kommt nicht von ungefähr: Direkt neben der Station befindet sich die Zentrale des öffentlich-rechtlichen Rundfunkveranstalters DR (Danmarks Radio), das ikonische blaue Gebäude gehört zu besagtem Gebäudekomplex. In ihm befindet sich das Konzerthaus des DR, dessen Bau länger dauerte und mehr als doppelt so viel kostete, wie veranschlagt. Offenbar kein ausschließlich deutsches Problem… 😉

Die Metrolinie M1 bindet den seit gut zwei Jahrzehnten in Entwicklung befindlichen Stadtteil Ørestad auf der Insel Amager an das Kopenhagener Stadtzentrum an. Wie auch bei der Hamburger U4 entstand die Metro vor der Bebauung im Umfeld. Rechts im Bild ist das Hotel Bella Sky zu sehen, es war bei seiner Eröffnung vor rund 10 Jahren das höchste Hotel Skandinaviens.

Eine Station weiter wurde der nächste Halt eingelegt. Eine M1 fährt in Sundby ein.

Fährt man noch eine Station weiter bis Bella Center kommt Großstadtflair auf. Die Metro verläuft hier aufgeständert.

Die Züge haben eine Länge von etwa 39 Metern und bestehen aus drei durchgängig begehbaren Wagen. Wie in Hamburg werden die Züge per von unten bestrichener Stromschiene versorgt, die Fahrspannung beträgt 750 Volt Gleichstrom. An beiden Enden ist ein Hilfsfahrschalter vorhanden, um den Zug im Zweifel von Hand bewegen zu können.

Für die Kopenhagener Metro wurden beim Hersteller Ansaldo Breda 42 Züge für die Metrolinien M1 und M2 sowie 39 weitere für den Cityringen mit den Linien M3 und M4 beschafft. Aufgrund einer moderneren technischen Ausstattung können die Fahrzeuge nicht zwischen den komplett unabhängigen Metronetzen getauscht werden, optisch sind sie im Wesentlichen gleich.

Eine Metro der ersten Generation passiert das field’s, das große Einkaufszentrum auf Amager im Zentrum der Ørestad und wird in wenigen Sekunden den gleichnamigen Bahnhof erreichen. Hier besteht auch die Möglichkeit in die Züge des Øresundståg in Richtung Malmö und København Lufthavn – wo die M2 endet – oder in Richtung København H umzusteigen.

Das vermeintlich seltene übt ja bekanntlich seinen Reiz aus, sodass es nach dem Abwarten der Dämmerung noch einmal in die Innenstadt ging. Ziel war erneut der Schwede am Østerport, welcher dieses Mal aber anders herum gereiht war. An der Spitze stand der Steuerwagen mit der Bezeichnung „UB2XK“.

Zurück am Hauptbahnhof fiel uns EB 3201 auf, welche am Mittag eine halbe Stunde vor Vectron Nr. 1000 fuhr. Natürlich wurde die halbe Stunde gewartet, um EB 3240 im Kopenhagener Hauptbahnhof aufzunehmen. Der dreiminütige Aufenthalt wurde für einen Personalwechsel genutzt, mit vier Doppelstockwagen am Haken wird es in Kürze nach Roskilde gehen.

Zwei Gumminasen an einem Bahnsteig: Links im Bild ist die elektrische Variante ER in Form des Triebzugs 2021 zu sehen, rechts ein Dieseltriebzug der Baureihe MF in Form des Triebzugs 5062.

Die DSB hat in den Jahren 1989 bis 1998 insgesamt 92 MF-Einheiten beschafft, 2003 kaufte man vier weitere Züge aus Schweden. Die Triebzüge 5076 – 5085 wurden ab Werk, die Triebzüge 5086 – 5092 im Jahr 2003 mit deutscher PZB ausgestattet, die übrigen Züge können nur im innerdänischen Verkehr eingesetzt werden.

Letzteres trifft auch auf die elektrischen ER-Züge zu, welche ursprünglich für den Regionalverkehr angeschafft wurden. Die zwischen 1993 und 1997 gebauten 44 ER-Züge sind nun im Fernverkehr im Einsatz. Die ER- und MF-Züge können miteinander gekuppelt werden, dabei kann ein Zugverband technisch aus maximal fünf Einheiten bestehen – im Planbetrieb sind es heute inzwischen nur noch höchstens vier. Die Führerstände können ohne großen Kraftaufwand – Spezialschlüssel sei dank – beiseite geklappt werden, sodass die Fahrgäste bequem zwischen den Zugteilen wechseln können.

Ehe es für die nächste Pause ins Hotel ging, sollte auch ein Doppelstocksteuerwagen der Bauart „ABs“ langzeitbelichtet werden. Bis Dezember 2021 endeten die Doppelstockzüge am Bahnhof Østerport, seitdem fahren sie über die Kystbanen weiter bis Helsingør. Im letzten Moment vor der Abfahrt entstand dieses Bild eines gar nicht so sauberen Steuerwagens – passenderweise mit „Vask mig“-Malerei – Wasch mich. Für die Doppelstockwagen scheint es derweil keine geeignete Waschanlage zu geben, sonst sähen die Wagen nicht ganzjährig so dreckig aus…

Zwischen den Jahren sollte der Snälltåget-Nachtzug zwischen Malmö und Berlin wieder an einzelnen Tagen fahren. Dieser hält nicht in Kopenhagen, da er dort Kopf machen müsste, stattdessen halten die Züge im nahegelegenen Ort Høje Taastrup. So machten wir uns noch einmal auf den Weg dorthin. Beim Warten auf den D 301 nach Berlin begegnete uns zunächst ein MG-Zug.

Der mit fünf Wagen angekündigte D 301 verkehrte leider abweichend mit zwei Wagen mehr, sodass er fast bis zum Bahnsteigende durchfuhr – die Front entsprechend dunkel. Insgesamt ziehen drei Loks dreier Betreiber den Zug: Zwischen Stockholm und Malmö kommt ein Vectron zum Einsatz, den Snälltåget von ELL least. In Kopfbahnhof Malmö C übernimmt Hector Rail mit einer Traxx-Lokomotive und zieht den Zug weiter bis Padborg. Im deutschen Teil wird der Zug dann von WFL mit einer Lok der Baureihe 112 oder 114 bis Berlin gefahren. Die 241.009 zog den Zug in dieser Nacht von Malmö bis Padborg, wo die Europa-Lok 114 006 den Zug übernahm.

Nach dem Nachtzug wollten wir der in Høje Taastrup endenden S-Bahn noch einmal Aufmerksamkeit schenken. Dieser achtteilige SA-Triebzug kam leer aus Richtung Kopenhagen gefahren, wohl als Tauschzug für den links eingetroffenen Achtteiler. Zu unserer Freude blieb das Spitzenlicht noch einen Moment länger als nötig an.