Frankfurter Spezialitäten

Anfang Januar 2018 ging es nach Frankfurt am Main, trotz vorhergesagtem Sturm… Ziel war neben den modernen S-Bahn-Fahrzeugen der Baureihe 430 auch die eine oder andere lokale Spezialität.

Aus dem einfahrenden ICE sahen wir im Vorfeld des Frankfurter Hauptbahnhofs diesen Doppelstockzug mit 111 186 an der Spitze. Mit einigem Telezoom gelang damit erstmals eine Lok der Baureihe 111 in das seinerzeit noch ziemlich jungfräuliche Eisenbahnfotoarchiv…

Zurück in der Bahnsteighalle des Frankfurter Hauptbahnhofs fuhr ein RE 55 mit 445 049 an der Spitze ein. Die Twindexx-Doppelstocktriebzüge (also Twindexx Vario-Mittelwagen mit entsprechenden Steuerwagen oder Triebwagen) kommen deutschlandweit – vom phasenweise wenig ruhmreichen Einsatz als IC2 beim Fernverkehr – nur in fünf Regio-Netzen zum Einsatz, bei Neuausschreibungen wurde sich in den letzten Jahren für die Triebzüge vom Typ Alstom Coradia Stream, Siemens Desiro HC (beide teilweise einstöckig) oder Stadler KISS entschieden. Als wohl einzige Ausnahme dürfte die LNVG gelten, die zwei Doppelstock-Wagenparks für den Metronom bestellte, welche mit Traxx 3-Lokomotiven eingesetzt werden.

Zunächst standen Aufnahmen der noch recht neuen Baureihe 430 an. Alstom und Bombardier lieferten 2014 insgesamt 91 vierteilige Triebzüge an die S-Bahn Rhein-Main aus, welche heute auf den Linien S1, S8 und S9 zum Einsatz kommen. Während die Fahrzeuge 430 100 bis 156 und 190 bei Bombardier in Hennigsdorf gebaut wurden, stammen die Fahrzeuge 157 bis 189 von Alstom aus Salzgitter. Nun steht die erste Revision der Triebzüge an. Voraussichtlich im kommenden Jahr soll eine Nachlieferung von sieben Triebzügen die Mainmetropole erreichen, die Flotte wächst damit auf 98 ET 430. 430 633 steht datenschutzkonform in Frankfurt-Höchst und verlässt den Bahnhof in Kürze als S1 in Richtung Rödermark-Ober Roden.

Zurück im Frankfurter Hauptbahnhof konnten wir den TGV-Triebzug 4704 in der Sonne aufnehmen. Für ihn geht es als TGV 9560 über Mannheim, Karlsruhe und Strasbourg nach Marseille-St-Charles. Inzwischen ist der Triebzug 4704 im neuen TGV inOui-Design unterwegs, dabei handelt es sich um die Premium-TGV-Marke. Andere TGV-Triebzüge kommen unter der Marke Ouigo im Niedrigpreissegment zum Einsatz.

Als nächstes stand die Frankfurter Straßenbahn auf dem Plan. Das Streckennetz hat eine Länge von 67,25 Kilometern und umfasst 128 Haltestellen. Die noch jüngsten Fahrzeuge sind die der Baureihe S, dabei handelt es sich um Bombardiers Flexity Classic (NGT8-S). Von ihnen wurden zwischen 2003 und 2007 65 Fahrzeuge beschafft, 2012 folgten weitere neun Stück. Zug 247 erreicht die Haltestelle Stresemannallee/Gartenstraße .

Es folgten zwei Fahrzeuge des Vorgängertyps R von Düwag – später Siemens. Hierbei handelt es sich um das weltweit erste in Serie produzierte Fahrzeug mit hundertprozentigem Niederfluranteil. Aufgrund eines (politisch motivierten) engen Zeitplans wurden keine Prototypen des neu entwickelten Fahrzeugs erprobt. Wenig überraschend zeigten sich dann erst im Realeinsatz die Kinderkrankheiten… Zwischen 1993 und 1997 wurden insgesamt 40 Fahrzeuge in zwei Serien gebaut. Auch wenn die Erfahrungen der ersten Serie mit 20 Fahrzeugen in den Bau der zweiten Serie einflossen, wurde vom Einlösen der Option auf weitere 60 Fahrzeuge abgesehen. In den Jahren 2006 bis 2014 wurden sie einem Redesign unterzogen.

Ganz in der Nähe befindet sich die Europabrücke, die dieser R-Wagen der zweiten Bauserie in schönster Sonne überquert. Die Züge der ersten Serie sollten ursprünglich ab 2020 durch die neue Baureihe T abgelöst werden, pandemiebedingt wurde der Termin auf 2021 verschoben – doch auch dieser Termin ist bereits verstrichen. Insgesamt werden 45 dreiteilige Fahrzeuge vom Typ Alstom Citadis X05 beschafft, 2020 wurde die Nachbestellung von 22 Verlängerungsmodulen bekanntgeben. Gefertigt werden sie in Barcelona.

Aktuelle Prognosen gehen von einer Auslieferung ab dem ersten Quartal 2022 aus. Mit den neuen Fahrzeugen soll dann auch ein neues Straßenbahn-Konzept an den Start gehen.

Von der einen Bahn im Straßenraum zur nächsten… Die 1968 eröffnete Frankfurter U-Bahn besitzt insgesamt drei im Tunnel verlaufende Stammstrecken, die Außenäste verlaufen auf Straßenebene – weitgehend getrennt. Nur wenige Streckenabschnitte weisen keinerlei bauliche Trennung auf. Anders als bei der Straßenbahn kommen hier 2,65 Meter breite Hochflurfahrzeuge zum Einsatz. Hier steht eine Dreifachtraktion U4-Triebwagen als Linie U1 zum Südbahnhof in der Haltestelle Dornbusch (Hessischer Rundfunk).

Mit der Linie U1 ging es dann zu ihrem Endbahnhof, dem Südbahnhof. Dabei wird die A-Strecke befahren, deren während der Fahrt passierte Abschnitt zwischen Hauptwache und Nordwestzentrum den ältesten Streckenabschnitt im Frankfurter U-Bahn-Netz darstellt. Die in den 1990er-Jahren gebauten zweiteiligen U4-Triebwagen sind etwa 25 Meter lang und stammen aus dem Hause Düwag / Siemens. Sie sind mit den bereits oben vorgestellten R-Wagen verwandt, erwiesen sich allerdings als deutlich zuverlässiger.

Zwischen 2008 und 2017 wurde die Nachfolgebaureihe U5 beschafft, die auf allen Strecken der U-Bahn verkehrt – nur entstand kein einziges vorzeigbares Bild… Die U5-Triebwagen sind ebenfalls zweiteilig und stammen aus der Familie der Flexity Swift-Fahrzeuge. Sie wurden in zwei Varianten gebaut: Mit einem oder zwei Führerständen. Die Einrichtungsfahrzeuge werden als durchgängig begehbare Doppeltraktionen eingesetzt. Seit 2021 werden außerdem führerstandslose Mittelwageneinheiten ausgeliefert, durch die sechs- oder gar achtteilige, komplett durchgängige Züge zusammengestellt werden können.

Nächster Halt war wieder die S-Bahn. In Frankfurt Süd steht diese Dreifachtraktion ET 423 als S5 nach Bad Homburg, während der Sonnenuntergang langsam beginnt.

Zurück im Hauptbahnhof angekommen, wurde die nächste regionale Spezialität bildlich festgehalten. Das Unternehmen VIAS besitzt 26 zweiteilige Dieseltriebzüge vom Typ Bombardier Itino, welche auf der Pfungstadtbahn (RB 66) sowie der Odenwaldbahn (RE80, RB 81, RB 82, RE 85, RB 86) eingesetzt werden. Die von Adtranz entwickelten Fahrzeuge standen nach der Übernahme durch Bombardier in Konkurrenz zum TALENT und dem bei der Übernahme an Stadler abgegebenen Regio Shuttle, weshalb die Anzahl gebauter Fahrzeuge letztlich sehr überschaubar ist: Ein weiterer VT kommt bei der Erfurter Bahn zum Einsatz, 30 weitere in Schweden.

Auf der Linie RE 55 verkehren nicht nur Twindexx-Triebzüge, sondern auch klassische lokbespannte Doppelstockzüge. Zu unserer Freude bespannte die 146 246 mit Vollwerbung für das Bahnland Bayern den Zug.

Und noch eine Traxx-Lokomotive an einem Doppelstockzug: Die seinerzeit noch recht neue 245 017 wartet mit ihrem Zug auf neue Aufgaben – so wie die 114 020 auf dem Nachbargleis.

In der Bahnsteighalle stand dieser Desiro als RB 61 nach Dieburg fotogen abgestellt. In Kürze dieselt er los.

Auf der Taunusbahn kommen den Nordlichtern noch präsente Fahrzeuge zum Einsatz: VT2E aus dem Hause Linke-Hofmann-Busch (heute Alstom). Die AKN trennte sich bis Dezember 2015 von ihren VT2E, die allerdings nicht identisch zu diesen VT2E sind. Die VT2E der Taunusbahn stellen bereits eine erste Weiterentwicklung der Baureihe dar, die sich stärker an S-Bahn-Fahrzeugen orientiert. Doch auch ihre Ablösung naht – in Form neuer Alstom Coradia iLint. Während die Neufahrzeuge hier ab Dezember 2022 zum Einsatz kommen sollen, ist die Betriebsaufnahme der ersten Serienfahrzeuge bereits im Laufe des Jahres bei der evb im Norden zu erwarten.

Im Januar 2022 wurden mit VT 5 und VT 7 bereits die ersten beiden der 21 Fahrzeuge zerlegt, ein drittes steht schon länger abgestellt. Im Laufe des Jahres laufen die Fristen bei sechs VT2E ab.

Der Fuhrpark der HLB, welche auf der Taunusbahn unterwegs ist, bietet einige Abwechslung: Neben den VT2E, Desiros und RegioShuttle gehöre auch LINT 41 dazu. Ein solcher steht am Gleis 23 des Frankfurter Hauptbahnhofs als Linie 15 nach Brandoberndorf.

Am Gleis 1a – quasi am anderen Ende des Bahnhofs – konnte dann diese Leerfahrt des 425 534 beim Wenden festgehalten werden. Damals noch für die DB Regio Hessen im Einsatz gehört diese Einheit seit 2019 zum Fuhrpark der S-Bahn Rhein-Main.

Zurück zur Baureihe 430: Die Linie S7 – seinerzeit die erste auf ET 430 umgestellte Linie – gehört inzwischen nicht mehr zum planmäßigen Einsatzgebiet dieser Baureihe: Nachdem auf den S8-Pendelzügen vom Hauptbahnhof bis zum Flughafen seit Sommer 2019 ältere Fahrzeuge der Baureihe 425 zum Einsatz kommen, gilt dies seit 2021 auch auf der Linie S7 zwischen Frankfurt Hbf und Riedstadt-Goddelau. In der Anfangszeit standen vier unmodernisierte ET 425 zur Verfügung, inzwischen sind es 14 modernisierte Fahrzeuge.

Hintergrund der Maßnahme ist die Freisetzung von ET 430 zur Verstärkung anderer Linien. Als netter Nebeneffekt fiel dabei die barrierefreie Bedienung der Linie S7 ab, auf der niedrigere Bahnsteige mit einer Höhe von nur 76 Zentimetern vorhanden sind. Durch den 20 Zentimeter niedrigeren Einstieg ist ein Einsatz auf der Stammstrecke mit ihren Tunnelbahnhöfen verboten.

Ehe es zurück nach Hamburg ging, wurde noch ein Süwex-FLIRT 3 als RE 2 nach Koblenz langzeitbelichtet, während nebenan ein ICE ausfährt.

Zurück zum Anfang: Aufgrund einer Sturmwarnung war damit zu rechnen, dass die Reise vielleicht etwas aus dem Ruder läuft. Letztlich war es aber kein Sturm, der den Fotografen eine Verspätung von 146 Minuten in Hamburg bescherte: Neben einem Stellwerksausfall, dem Verdacht auf einem PU am Zug und letztlich noch einer Störung am ICE 4 wurde die Rückfahrt unerwartet noch zum Erlebnis…

Beitrag veröffentlicht im Januar 2022.